Das amerikanische Dog TV entdeckt vereinsamte Vierbeiner als Zielgruppe. Promis müssen ihre Hunde nun nicht mehr als Accessoire missbrauchen, sondern können sie guten Gewissens dem Tele-Sitter überlassen, meint unsere Kolumnistin Ulla Hanselmann.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Zweibeinern, die zu oft zu lang allein gelassen werden, fällt schnell die Decke auf den Kopf. Kein Auslauf, kein Austausch mit Artgenossen – was für ein Hundeleben! Was solche Stubenhocker brauchen, ist Entspannung, Anregung, Gesellschaft, und das holen sie sich von ihrem treuestem Freund, dem TV-Gerät.

 

Hunde sind auch nur Menschen – deshalb hat das US-Fernsehen vereinsamte Vierbeiner jetzt als Zielgruppe entdeckt. Dog TV, der erste Fernsehsender für Hunde, hat einen psychotherapeutischen Anspruch: Um beim lonely Pudel & Co. neurotisches Verhalten zu vermeiden, kann der Besitzer sein Tier nun vor der Flimmerkiste aussetzen. Das unter Mitwirkung von Psychologen entwickelte Programm teilt sich in drei Abschnitte: Ein erster Block verschafft mit sanfter Blubbermusik und Ansichten von schlafenden Wauwaus Entspannung. Es folgt ein stimulierender Teil mit Ballspielen, Balgereien auf dem Rasen und tollkühnen Sprüngen in den Pool. Danach darf das isolierte Haustier dabei zuschauen, wie andere Fellträger mit ihrer Familie Gassi gehen oder Auto fahren – so wird die nicht vorhandene Teilhabe am Leben substituiert. Freut sich der Hund, freut sich der Mensch, und so müsste Dog TV auch die pet-verliebte Prominenz glücklich machen. Paris Hilton, Kate Beckinsale, Mariah Carey, Joss Stone, Pink und all die anderen müssen ihre Minis mit Schnauze nicht mehr als Accessoire missbrauchen, sondern können sie guten Gewissens dem Tele-Sitter überlassen. Wuff-Wuff!