Im Dialekt lassen sich die Dinge präziser auf den Punkt bringen. Wer ihn beherrscht, genießt meist seine besondere Expertise – wie unsere Autorin, die sich Schwäbisch angeeignet hat.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Dieser Tage ging es im Radio um Elwetritsche-Jagd. Elwetritsche, dachte ich, das ist vielleicht so etwas wie Semsakrebsler. Ein Bähmull. Oder ein Grasdaggl. Nein, was ein äschder Pälzer ist, der geht nachts nach ein paar Schoppe Pälzerwein in den Wald uff Elwetritsche-Jagd. Wann er ähni fangt, steckt er se in einen Sack und schleppt se häm. Elwetritsche, habe ich jetzt gegoogelt, sind so etwas wie Wolpertinger, Dilldapp, Rasselbock oder Ekke Nekkepenn.

 

Es ging in der Sendung dann noch um Gadegrott, Stobbezieher, Krischer und Schneckedäns. Die Leute, die zu Wort kamen, erläuterten, dass man mit Dialekt die Dinge einfach besser ausdrücken könne. Klarer, präziser, differenzierter. Erst im Dialekt könne sich der Mensch richtig verständlich machen. Außerdem sei er authentischer als die Hochsprache. Wahrhaftig. Ehrlich. Echt.

Wer Dialekt spricht, kein kein Liechesächer sein

Man könnte also sagen: Pälzermund tut Wahrheit kund. Enner, wo sei Läbdaach Pälzisch rede dut, dere konn ke Liechesächer sei. Wann zum Beispiel em Müller Petra sei Unggel em Wewer Harald sei Kolleech was uf Pälzisch erzählt, dann muss de Wewer Harald sei Kollech kä Angschd vor Klumbatsch hawwe.

Das Schöne am Dialekt sind ja die Spezialbegriffe. Das, was nur der Eingeweihte versteht. Der Experte. Die Elite. Wer also hälinge wie an Bronnabutzer mit em Debbichbadscher auf de Biberleskäs drischt bis der Soich raussabbert, der kann der letzte Säggl sein. Trotzdem besitzt er Expertise. Er hat Kompetenz und ist mit diesem elaborierten linguistischen Spezialwissen gescheiter als die restlichen sieben Milliarden Halbdackel, Dösbaddl, Dabbschädl und Sacklpicker dieser Erde.

Der Berliner meint „Coole Sau“ zärtlich

Kürzlich hab ich einer Freundin aus Berlin ein Foto von mir geschickt. „Coole Sau!“ schrieb sie zurück. Ich war fast ein bisschen beleidigt. Sie meine ja hoffentlich „sau cool“. Nein, schrieb sie zurück, „coole Sau“ werde in Berlin sogar als ganz besonderes Kompliment verstanden. Mehr noch: Es sei „fast zärtlich“ gemeint.

Det hab ick ja nich jewusst, ick sprech doch keen Berlinisch!

Dafür habe ick mir im Lauf der Jahre eine herausragende Expertise in Sachen Schwäbisch angeeignet – und konnte jetzt sogar eine urschwäbische Freundin als blede Schell entlarven. Sie versteht nämlich nicht mal die simpelsten schwäbischen Begriffe wie: Wenns Gluhfa-Häfele naahagelt, kosch d’Gluhfa bis zum Bempemperlestag sucha.