Hamburg kann sich auf „Mary Poppins“ freuen. Ergreifend wurde das Kindermädchen aus Stuttgart in Richtung Norden verabschiedet. Unser Kolumnist fragt: Wann kommt das Helene-Fischer-Musical mit der nächsten Superfrau?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Eines muss von Anfang an klar sein! „Ich bin völlig ohne Fehler“, singt Elisabeth Hübert als Mary Poppins, kaum, dass sie die Bühne betreten hat. So bravourös und über Kritik erhaben war selten ein Musical in Stuttgart. Am Sonntag fiel der letzte Vorhang für die bonbonbunte Disney-Show. Am 25. Februar feiert fast das komplette Ensemble Premiere im Stage-Theater an der Elbe. Dass sich Realität und Fantasie so wunderbar vermischen, macht die Magie dieses Stücks aus.

 

Dieses verrückte Kindermädchen spricht mit Tieren, erweckt Statuen zum Leben, fliegt mit dem Regenschirm übers Publikum, hüpft in Bilderbuchseiten, nimmt Kinder ernst und stärkt sie fürs Leben mit dem Versprechen, dass alles, was man will, passieren kann. Die Wunder kommen zu denen, die an sie glauben!

Am 18. Februar feiert der „Glöckner“ Premiere

Zum Abschied im roten Plüsch des Apollo-Theaters strahlten noch mal viele Gesichter. Wie schade, dass Mary Poppins nun weg ist! Am liebsten würde man jetzt die VfB-Fans zu ihr schicken, damit die sich auch mal freuen können. Aber auch die Hamburger Fußballfans brauchen dringend einen Muntermacher!

„Ach, war das schön!“, hörte man zum Abschied im Apollo. Donnernden Beifall gab’s für die Kinderdarsteller. So gut waren sie und ihre jungen Kollegen, dass diese Nanny noch höher im Erfolg geflogen ist. Hunderte von Knicklichter sind zum Finale der allerletzen Show geschwenkt worden. Mit einer Auslastung von mehr als 75 Prozent hätte die Show dem Stuttgarter Haus weiterhin eine Freude gemacht.

Eine Laufzeit von 18 Monaten ist kurz für einen Publikumshit. Doch die Spielpläne der Stage Entertainment wären durcheinander gekommen, würde das Unternehmen nun eine halbjährige Zugabe gewähren. In München ist bereits das Gastspiel von „Der Glöckner von Notre Dame“ beendet – das Drama aus dem Mittelalter kann nicht länger auf seinen Einsatz in Stuttgart warten. Am 18. Februar feiert erneut ein Disney-Stück auf den Fildern Premiere – eines, das nicht rosa-wolkig verpackt wird, sondern kompromisslos ist, mit drastischen Darstellungen, die nicht mehr so familientauglich sind wie das freche Kindermädchen.

Musical „Tina“ startet in London

Musicals gelten als die Blockbuster-Zuspitzung des Musiktheaters. Disney-Musicals wären demnach die Blockbuster innerhalb des Blockbuster-Genres. Kann es immer so weitergehen? Disneys „Aladdin“ ist für Stuttgart geplant – möglicherweise im Frühjahr 2019 als Nachfolge-Show vom „Glöckner“. Bestimmt wird auch „Ghost“ ins SI-Centrum kommen, jenes Musical, das im Berliner Theater des Westens als Tourneeproduktion begonnen hat und bald durch die Lande zieht wie der „Tanz der Vampire“.

Um die Nachfrage hochzuhalten, wechseln die Shows in den Spielstätten immer schneller. Aber auch viele Gastmusicals sind unterwegs – BB Promotion hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Seit die Stage Entertainment die „Premium“-Kategorie eingeführt hat, ist der Eintritt so hoch, dass Musicaltourismus allmählich für was anderes steht: Es sind eher die Shows, die reisen, weniger die Fans, die sich das nicht mehr leisten können. Die Stage rechtfertigt die hohen Preise mit den Kosten fürs Entwickeln neuer Stoffe. Zwei Stücke des Marktführers sind nun bühnenreif: In München hat „Fack ju Göthe – Se Mjusicäl“ Premiere gefeiert, und in London startet am 17. April „,Tina“, das Tina-Turner-Musical, das für den deutschen Markt vorgesehen ist – und vielleicht sogar im Oktober nach Stuttgart kommt. Ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Helene-Fischer-Musical fällig ist. Die Schlagerkönigin, die von Dienstag bis Sonntag fünfmal ausverkauft in der Stuttgarter Schleyerhalle auftritt, kann ja auch alles wie Mary Poppins. Sie ist so perfekt und so schön, als habe man sie in einer Disney-Fabrik erschaffen.