Debatte um Filialschließungen: Die Kreissparkasse Böblingen ist, bei allem Druck, nicht nur ein reines Wirtschaftsunternehmen.

Dass sich Banken aus der Fläche zurückziehen, ist kein neues Phänomen. Es ist gerade einmal ein gutes Vierteljahr her, da hat die Deutsche Bank ihren Traditionsstandort am Leonberger Marktplatz aufgegeben. Auch die BW-Bank und die Volksbank haben ihre Filialen in der Altstadt durch Automaten-Standorte ersetzt, sind aber noch in der Stadt „in echt“ präsent.

 

Um die Niederlassung der Commerzbank in Leonberg hatte es lange Unsicherheit gegeben: Sie bleibt. Wie lange, das vermag niemand zu sagen. Anderen Mittelzentren geht es nicht besser: Auch aus Sindelfingen hat sich die Deutsche Bank verabschiedet.

Banken drängen die Kunden ins Netz

Die Gründe, mit denen die Kreditinstitute ihren Rückzug verteidigen, scheinen nachvollziehbar: Der Trend, die Geldgeschäfte im Netz zu erledigen, hat nicht zuletzt durch Corona stark zugenommen. Für eine Überweisung und selbst für komplexere Transaktionen ist heute ein persönlicher Besuch nicht mehr nötig.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Banken ihre Kundschaft zum Digitalgeschäft regelrecht umerziehen. Wer daheim bleibt, wird oft mit Vergünstigungen gelockt. Die Zeiten, in denen Bankhäuser mit Menschen und persönlicher Beratung um Vertrauen geworben haben, sind lange vorbei.

Brutaler Wettbewerb

Es sind vor allem wirtschaftliche Gründe, die das digitale Geschäft befördern: Menschen und Geschäftsräume sind teurer als Callcenter und virtuelle Filialen. Der Konkurrenzkampf ist auch in dieser Branche brutal. Erst zum Jahresanfang hat sich die Volksbank Leonberg-Strohgäu unter das Dach der Vereinigten Volksbanken begeben, um die Existenz vor Ort zu sichern. So wie lange vorher schon die Genossenschaftsbanker aus Weil der Stadt.

Es wäre naiv anzunehmen, dass ausgerechnet die Sparkassen gleichsam auf einer Insel der Seeligen im rundum stürmischen Meer in Ruhe ihren Geschäften nachgehen könnten. Deshalb ist es durchaus legitim, dass sich das Management der Sparkasse im Landkreis Böblingen über Ergebnisverbesserungen Gedanken macht, etwa durch eine Ausdünnung des Filialnetzes.

Kleine Filialen sind keine Magneten

Und es stimmt ja: Gerade kleinere Zweigstellen sind meistens nicht gerade Kundenmagneten. Das betrifft auch jene in Flacht, Schafhausen und im ländlich geprägten Leonberger Stadtteil Gebersheim. Genauso stimmt allerdings, dass Sparkassen eben keine rein profitorientierten Banken, sondern darüber hinaus dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Die Verantwortlichen der Kreissparkasse Böblingen betonen dies bei zahlreichen Gelegenheiten sehr gerne.

Insofern müssen sie sich Kritik an ihren Schließungsplänen gefallen lassen. Die Sparkassen sind für alle da, gerade für ältere oder nicht mobile Menschen. Nicht ohne Grund hat die KSK bisher stets sehr gerne mit ihrem dichten Filialnetz geworben. Zumal es ja auch noch Kunden geben soll, die bei Geldgeschäften die persönliche Beratung einer digitalen Checkliste vorziehen.

SPD-Nein ist schwer verständlich

Insofern ist es nicht nur legitim, sondern sehr berechtigt, dass der Leonberger Gemeinderat sich für eine zumindest tageweise Öffnung der Filiale in Gebersheim stark macht. Dass da ausgerechnet die SPD, erklärtermaßen die Partei der „kleinen Leute“, nicht mitmacht, ist schwer verständlich.

Es gibt Stimmen, die vermuten, dass das sozialdemokratische Nein zur Resolution mit dem Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier zusammenhängt, der im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzt und lange in verantwortlicher Position bei der KSK beschäftigt war. Aber das sind natürlich nur Vermutungen.