Die mögliche Enteignung von Sparern wirkt willkürlich und schadet dem Ruf des Euroraums. Besser wäre eine europaweite Reichensteuer, meint StZ-Wirtschaftsredakteurin Andrea Gregor.

Stuttgart - Banken sind in der Finanzkrise zur Schimäre geworden, die ganze Volkswirtschaften in den Abgrund stürzen kann. Deshalb ist es absolut wünschenswert, Mechanismen zu schaffen, wie marode Finanzkonzerne in die Insolvenz geschickt werden können und nicht mehr mit Steuergeldern künstlich am Tropf gehalten werden müssen. Schon 2010 war es erklärtes Ziel der EU-Kommission und auch von Kanzlerin Merkel, Pleite-Institute ordentlich abwickeln zu können – und zwar ohne dass für die Steuerzahler horrende Kosten entstehen. Damals waren die Summen, die allein der deutsche Bankenrettungsfonds Soffin gebraucht hat, noch weit geringer als heute. Inzwischen hat der Soffin rund 23 Milliarden Euro an Verlusten angehäuft.

 

Doch ist der Beschluss der EU-Finanzminister, im Bedarfsfall Sparer mit Guthaben über 100 000 Euro teilweise zu enteignen, wirklich ein gangbarer Weg? Bestraft für Missmanagement in den Banketagen werden hier nicht Spekulanten und Finanzhaie, sondern Bürger, die ihr Geld auf vermeintlich sicheren Konten angelegt haben – die Betonung liegt auf vermeintlich. Wer entscheidet eigentlich, ob eine Bank abgewickelt oder ob sie mit großem Aufwand gerettet wird? Die Pläne von Währungskommissar Barnier wirken willkürlich. Sie schaden dem Ruf des Euroraums. Schon jetzt weichen vermögende Anleger auf andere Finanzplätze aus. Wirkungsvoller und gerechter wäre eine europaweite Reichensteuer, deren Erlöse in die von Bankenrettungen belasteten Haushalte fließen.