Auch wenn der Stuttgarter Autobauer Daimler gegenwärtig vom Erfolg der großen E-Klasse-Limousine und der Geländewagen profitiert: Vorstandschef Zetsche weiß, dass die Zukunft der Elektromobilität gehört, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Daimler-Chef Dieter Zetsche hat das Ergebnis vor einigen Tagen bei einem Termin mit Journalisten in Hamburg schon vorweggenommen. Der Konzern bleibt auf Wachstumskurs und wird sein angestrebtes Ziel, die Rivalen BMW und Audi zu überholen, wohl früher als geplant erreichen; nicht erst 2020, sondern vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Dabei profitieren die Stuttgarter gegenwärtig vom Erfolg der besonders profitablen großen Fahrzeuge: der E-Klasse und den Geländewagen (SUV). Es sei dahin gestellt, ob es in Zeiten des Klimawandels und der Energiewende wirklich erstrebenswert ist, mit Hilfe dieser durstigen Autos die Champions League im Fahrzeugbau zu gewinnen. Darum geht es dem Daimler-Chef aber allenfalls in zweiter Linie. Er hat sich so oft zu dem Ziel bekannt, gemessen an betriebswirtschaftlichen Kriterien die Nummer eins werden zu wollen, dass Korrekturen nur um den Preis möglich wären, die Glaubwürdigkeit an den globalen Finanzmärkten zu verlieren.

 

Deshalb macht Zetsche etwas anderes. Er nimmt die Sonderkonjunktur mit, die vor allem aus den sehr niedrigen Spritpreisen gespeist ist, und steuert gleichzeitig um. Der 63-Jährige will nicht als der Daimler-Vorstandschef in die Geschichte eingehen, von dem nach einigen Jahren nur die Erinnerung an sehr ordentliche Gewinne übrig ist. Deshalb hat der Konzern die Investitionen und die Etats für Forschung und Entwicklung deutlich aufgestockt. Und das ist auch der richtige Weg, um in den Zeiten der Neuerfindung des Automobils durch Elektrofahrzeuge und das autonome Fahren in der Branche ganz vorne zu stehen – da, wo Daimler dem eigenen Anspruch nach auch hingehört.

Wieviel Geld über das laufende Jahr hinaus für diese Zukunftsthemen ausgeben will, hat Finanzchef Bodo Uebber bei der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen im dritten Quartal freilich nicht gesagt. Das lässt aufhorchen. Möglicherweise führt bei Uebber das Prinzip Vorsicht Regie. Der Konzern kann sich vieles leisten, aber auch nicht alles auf einmal. Vorleistungen drücken nun einmal auf die Marge, und das quittieren die leider arg kurfristig orientierten Börsen nicht mit Beifall. Hinzu kommt, dass auch die Gegenwart den Konzern vor Herausforderungen stellt – gegenwärtig in der immer stärker taumelnden Lastwagensparte. Gleichwohl: Zetsche wird sich vom Kurs Richtung Auto der Zukunft nicht abbringen lassen.