Der französische Energiekonzern Electricité de France wehrt sich juristisch gegen eine Klage der EnBW,
die sie als Foulspiel betrachten. Ein Kommentar von Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Klage des Landes auf Rückzahlung von mehr als 800 Millionen Euro hat die Electricité de France stets als grobes Foul angesehen. Nachträglich den Preis für ihren EnBW-Anteil mindern zu wollen – dafür sei das Schiedsverfahren nicht da. Nicht die EdF habe ihre Aktien unbedingt verkaufen wollen, heißt es konzernintern, Stefan Mappus habe sie unbedingt kaufen wollen – und dafür einen guten, manche sagen: unwiderstehlichen Preis geboten. Nun antworten die Franzosen auf das Foul gewissermaßen mit einem Revanchefoul. Sie weisen die Schiedsklage nicht nur zurück, sondern verklagen das Land ihrerseits: einen zweistelligen Millionenbetrag soll es ihnen als Schadenersatz zahlen, weil das Image des Konzerns unter den Negativschlagzeilen um den EnBW-Deal leide und eine Rückkehr nach Deutschland deswegen erschwert sei.

 

Der Streit zwischen dem alten und dem neuen Großaktionär eskaliert damit weiter, mit ungewissem Ausgang. Eines aber steht fest: Aus den Schlagzeilen kommen die Franzosen so sicher nicht. Von Anfang an waren sie darauf bedacht, in Deutschland nicht in politische Turbulenzen zu geraten. Nun stecken sie bereits seit zweieinhalb Jahren mitten drin. Hätten die EdF geahnt, welchen Ärger sie sich durch Mappus’ Alleingang einhandeln würde, der EnBW-Deal wäre wohl nie zustande gekommen.