Die Zahl der Organspenden ist in Deutschland erschreckend klein. Wenn sich das bessern soll, muss das heikle Thema anders angegangen werden, meint unser Autor Bernhard Walker im Kommentar.

Berlin - Überraschend ist die Zahl nicht. Aber doch ausgesprochen ernüchternd. Dass es im vergangenen Jahr nur knapp 900 Organspender gab, belegt, wie tief nach den Skandalen an einigen Transplantationszentren das Misstrauen vieler Bürger sitzt. Ausgerechnet in dieser Lage mussten die Krankenkassen auf Geheiß des Bundestages eine Informationskampagne zur Organspende ins Werk setzen. Die ist offenbar an vielen Bürgern vorbeigegangen.

 

Wie sollte es auch anders sein? Solche Kampagnen hat es viele gegeben. Und fast nie sprechen sie die Fragen an, die viele sich stellen. Was ist eigentlich der Hirntod? Und geben Ärzte einen Patienten auf, wenn er einen Spenderausweis hat? Nur wenn solche Ängste und Zweifel offen angesprochen werden, können Kampagnen etwas bewirken. Und gut wäre auch, wenn Politik, Kassen und Bundesärztekammer ihre seltsam provinzielle Art ablegten und von anderen lernten. In Spanien gibt es viel mehr Organspenden. Verstirbt dort ein Mensch, der als Spender infrage kommt, verstehen es speziell geschulte Ärzte und Pflegekräfte, den Angehörigen alle Fragen zu beantworten. Deshalb sagen viele Familien dort Ja zur Spende. Erst wenn das spanische Vorbild Schule macht, können hierzulande mehr Kranke hoffen, ein lebensrettendes Organ zu bekommen.