Bisher konnte Annette Schavan Kritik an ihrer Doktorarbeit als heimtückische Kampagne anonymer Netzpiraten abtun. Nach dem offiziellen Gutachten der Uni Düsseldorf aber steht für die Ministerin viel auf dem Spiel, meint StZ-Berlin-Korrespondent Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Nun wird es gefährlich für Annette Schavan. Bisher konnte die Ministerin Kritik an ihrer Doktorarbeit als heimtückische Kampagne anonymer Netzpiraten abtun. Jetzt wird die Kritik offiziell. Ein Gutachter der Universität Düsseldorf, an der Schavan ihren Doktortitel erworben hat, kommt angeblich zu ähnlichen Schlüssen wie die Plagiatsjäger im Internet. Noch ist der heikle Prüfbericht nur aus zweiter Hand und nur in Auszügen bekannt. Noch hatte Schavan keine Gelegenheit, sich zu den Mängelrügen detailliert zu äußern. Noch hat der zuständige Promotionsausschuss kein Urteil abgegeben, wie die Beanstandungen zu bewerten sind. Nicht jeder Zitierfehler ist mit Betrug gleichzusetzen. Sollte der Ministerin aber tatsächlich „Täuschungsabsicht“ nachzuweisen sein, dann wäre sie nicht bloß ihren akademischen Titel los.

 

Im Fall des Schummeldoktors Guttenberg hatte Schavan zu Recht hohe moralische Ansprüche geltend gemacht. Daran ist sie jetzt zu messen. Wenn die Ministerin 32 Jahre nach ihrem Doktorexamen mit einer fehlerhaften Dissertation Schiffbruch erleidet, wäre das auch für die Regierung Merkel eine Katastrophe. Da fiele weniger ins Gewicht, dass die Kanzlerin eine ihrer Vertrauten verlieren würde. Vielmehr steht im Fokus die Glaubwürdigkeit bürgerlicher Politik und ihrer Repräsentanten.