Energiekonzerne wie RWE fordern Subventionen für ihre konventionellen Kraftwerke. Doch das wäre der falsche Weg, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die Energiewende kostet die großen Stromkonzerne Milliarden. Das belegen auch die hohen Abschreibungen bei RWE. Schon aufgrund ihrer Größe tun sich die Energieriesen schwer, vom bewährten Geschäft mit zentralen Großkraftwerken auf die von dezentralen Strukturen geprägten erneuerbaren Energien umzuschalten. Zudem haben sie sich dabei selbst gewaltige Steine in den Weg gelegt. Durch den von den Konzernen angestoßenen Ausstieg aus dem ersten Atomausstieg ging wertvolle Zeit verloren, Milliarden flossen weiter in die falschen Projekte. Doch auch die Politik hat Fehler gemacht und in der nach Fukushima parteiübergreifenden Begeisterung für die Energiewende wesentliche Kostenfaktoren ausgeblendet – etwa den Ausbau von Netzen und Stromspeichern oder die Tatsache, dass auch bei einem weiter steigenden Ökostromanteil noch lange konventionelle Reservekraftwerke nötig sind.

 

Trotz der immer lauter werdenden Forderungen der Konzerne wäre es aber falsch, Subventionen für die Bereithaltung fossiler Kraftwerke einzuführen. Denn das wäre der Versuch, die Nebenwirkungen der einen Subvention – nämlich der für Ökostromerzeuger – mit einer neuen Zuwendung auszugleichen, was unterm Strich noch höhere Kosten mit sich brächte. Sinnvoller erscheint der Plan der neuen Bundesregierung, die Erneuerbaren schnell an den Markt heranzuführen. Wenn die Betreiber grüner Kraftwerke nicht mehr völlig unabhängig von der Nachfrage Strom ins Netz einspeisen dürfen, werden sich die Preise an der Strombörse automatisch stabilisieren – und viele konventionelle Anlagen wieder rentabel. Wenn darüber hinaus ein paar alte, besonders klimaschädliche Kraftwerke vom Netz gehen, ist das auch kein Schaden. An Kapazitäten herrscht in Europa derzeit kein Mangel.