Thomas Bach bewirbt sich für das IOC-Präsidentenamt. Von einem deutschen IOC-Chef dürfen sich die Freunde deutscher Olympiabewerbungen nicht allzu viel erhoffen, meint StZ-Redakteur Dominik Ignée.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Dass sich Thomas Bach für das Amt des IOC-Präsidenten bewirbt, löst im deutschen Sport schon jetzt große Zustimmung und noch größere Freude aus. Nicht auszudenken, wie euphorisch die Kommentare ausfallen, wird Bach tatsächlich im September zum ersten deutschen IOC-Chef gewählt. Seine Chancen sind möglicherweise gut. Den einstigen „Wir sind Papst“-Feierlichkeiten könnte ein „Wir sind Olympia“-Gefühl folgen.

 

Für derlei Freudentänze, die flankiert werden von euphorisch berichtenden Boulevardmedien, ist der Deutsche bekannt. Gewinnt Bach die Wahl, soll das dem Ansehen des deutschen Sports guttun, hieß es gestern mehrfach – auch wenn es nicht wirklich begründet wurde. Doch was würde Bach als IOC-Chef für die Republik tatsächlich bedeuten? Haben die erfolglosen, teilweise auch peinlichen Bewerbungen für Olympische Sommer- oder Winterspiele ein Ende? Holt Bach Olympia ins Land?

Möglich, dass sich der Boulevard nach einer gewonnenen Wahl im Freudentaumel auch diese Frage stellen wird. Die Hoffnungen darauf sollten allerdings nicht allzu groß sein – viel eher kann das Gegenteil eintreffen. Spiele in Deutschland unter einem deutschen IOC-Präsidenten hätten einen Beigeschmack. Und den Beweis zu liefern, tatsächlich ein integer arbeitender Weltverband zu sein, den ist das IOC der Welt und der olympischen Bewegung nach zahlreichen Ungereimtheiten bei der Vergabe der Sportfeste mehr als schuldig – auch unter einem möglichen Präsidenten Thomas Bach.