Bisher waren Chinesen im Westen auf Einkaufstour; jetzt dreht Trumpf die Sache um und steigt in China ein. Das sollte dem Mittelstand Mut machen, findet StZ-Wirtschaftsressortleiter Michael Heller.

Ditzingen - Das Familienunternehmen Trumpf zeigt bemerkenswerten Mut. In einer Zeit, in der chinesische Investoren in Deutschland auf Einkaufstour gehen und auch in der Region zum Beispiel Unternehmen wie Putzmeister und Flex kaufen, machen sich die Ditzinger ihrerseits auf den Weg gen Osten. Die Gründe sind einleuchtend. So erhält Trumpf einen noch besseren Zugang zum lokalen Markt und erschließt sich zudem ein Segment, das im Preis deutlich unterhalb der eigenen Oberklassemaschinen liegt. Trotzdem ist das Geschäft nicht ohne Risiko.

 

Schier endlos lange hat Trumpf auf die Genehmigung gewartet. Ein Grund dafür ist, dass ein aufstrebendes Industrieland Werkzeugmaschinenbauer, die den Kern jeglicher Industrieproduktion bilden, nicht leichthin aus der Hand gibt. Wenn dies nun doch geschehen ist, so aus dem einfachen Kalkül heraus, dass Trumpf dabei helfen soll, der chinesischen Wirtschaft technologisch auf die Sprünge zu helfen. Trumpf ahnt, dass dies ein Spiel mit dem Feuer werden kann und lehnt es deshalb ab, eine Laserfertigung in China aufzubauen. Der Laser ist in gewisser Weise das Herz von Trumpf, zumindest der größte Teil des Erfolgsgeheimnisses. Wenn es nicht gelingt, das eigene Knowhow vor fremdem Zugriff zu schützen, dann könnte die Trumpf-Erfolgsgeschichte schnell vorbei sein. Als Familienunternehmen mit beschränkten Mitteln könnten sich die Ditzinger auf die Dauer nur schwer behaupten.

Deshalb ist es vernünftig, wenn Trumpf nun das unterlässt, was bei einer Übernahme meistens auf der Agenda steht: die Integration der Neuerwerbung. JFY wird eher an der langen Leine geführt, was natürlich auch Risiken birgt, aber es hält die Chinesen auf Abstand, ohne dass der Vorteil des besseren Marktzugangs verloren geht. Das berücksichtigt auch, dass Trumpf nur begrenzt Managementkapazitäten für die Führung und Kontrolle von Töchtern hat. Sollten eines Tages schlimme Befürchtungen in Erfüllung geben und die Chinesen allzu zudringlich werden, so könnte relativ schnell ein – gewiss teurer – Schlussstrich gezogen werden, ohne dass das gesamte Unternehmen Schaden nimmt.

Das Beispiel Trumpf ist geeignet, im deutschen Mittelstand Mut zu verbreiten. Das Thema China muss sich nicht darin erschöpfen, dass Investoren aus Fernost überall auf der Welt Unternehmen kaufen.