Nun bekommen die Kurden militärische Unterstützung aus den USA. An einer umfassenden Strategie fehlt es den Waffenliferanten aber, kommentiert StZ-Korrespondent Martin Gehlen.

Kairo - Im Moment gibt es nicht viel zu überlegen. Die Extremisten stehen vor Erbil, bedrohen Zehntausende Jesiden und Christen mit Massenmord. Die Kurden dagegen sind eher jämmerlich bewaffnet. Also schicken die USA, die Briten und Franzosen in den Nordirak, was momentan in ihren Magazinen verfügbar ist. Doch dieser Fall kann nicht verdecken: Waffenlieferungen in den Nahen Osten werden immer problematischer. Wo ist die Strategie des Westens, wo das Konzept für eine Gegend, die in unfassbarer Weise verroht?

 

Bislang wird in jede Richtung geliefert. In Syrien an die Rebellen, im Irak an den Staat und die Kurden. In Ägypten an Putschgeneräle, die Massaker an ihrer Zivilbevölkerung zu verantworten haben. In Saudi-Arabien, Katar und Kuwait an Luxuskunden, die nicht einmal genug Soldaten haben, um alle Supersysteme zu bedienen. In Mossul ist den Dschihadisten die Ausrüstung für 60 000 Mann in die Hände gefallen. In Bengasi waren es Schnellfeuergewehre und Raketen, frisch verschifft aus Europa und den USA. Als ob in Libyen nicht schon genug Waffen im Einsatz wären.

Diese Praxis kann nicht so weitergehen, weil sie chaotisch und skrupellos ist. Und weil in dieser Weltgegend Waffen in gigantischen Dimensionen in falsche Hände geraten, nämlich in die des „Islamischen Kalifates“ und ihrer Mitstreiter.