Gute Geschäfte in Amerika und China, auf Dauer schwache Geschäfte in Europa – diese Mixtur birgt Risiken für die heimischen Arbeitsplätze, kommentiert Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Die deutschen Autobauer gehen selbstbewusst ins nächste Jahr. Trotz Eurokrise läuft bei den meisten Unternehmen das Geschäft. Denn die gute Konjunktur in Amerika und China gleicht die miserable Entwicklung in der Heimatregion aus. Die gilt allerdings nicht für Opel. Die Rüsselsheimer Tochter von General Motors bekommt schmerzlich zu spüren, dass die US-Mutter sie in die Rolle eines regionalen Spielers zwängt.

 

Besserung ist in Europa nicht in Sicht. Denn Marktforscher sind sich einig, dass es hier viel zu viele Fabriken gibt und die Nachfrage wohl nie mehr so stark anziehen wird, dass Arbeit für alle da sein wird. Deshalb ist auf Jahre hinaus mit einem Verdrängungswettbewerb zu rechnen, der von den erfolgreichen koreanischen Autoherstellern noch angeheizt wird. Und bald könnten auch chinesische Anbieter hier erneut anklopfen und zu einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs beitragen. Die ersten Anläufe der Chinesen sind zwar gescheitert, doch dies könnte sich ändern. Auch Toyota ist einst beim Start in Amerika müde belächelt worden und hat dann später doch einen Siegeszug geschafft.

Auch für die Beschäftigten der in Amerika und China erfolgreichen deutschen Fahrzeugbauer ist es nicht ungefährlich, wenn Europa auf Dauer zum Bremsklotz der globalen Autokonjunktur wird. Denn Zug um Zug folgt die Produktion dem Markt. Anders als früher setzt die PS-Branche auf fernen großen Märkten nicht mehr in erster Linie auf Exporte, sondern produziert die Autos dort, wo sie auch verkauft werden. Deshalb wird gerade kräftig im Ausland investiert, werden bestehende Standorte erweitert und neue Fabriken gebaut. Damit wächst auch das Risiko, dass über kurz oder lang an den heimischen Standorten die Arbeit knapp wird.