Mit Streiks fordert die Lokführergewerkschaft einen einheitlichen Tarifvertrag und nutzt dafür ihre Machtposition über Gebühr aus.  

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Lokführergewerkschaft es ernst meint mit ihren Anliegen. Es kann auch kein Zweifel daran bestehen, dass sie durchsetzungsfähig ist. Ihre Warnstreiks sind nicht zu vergleichen mit den Aktionen im öffentlichen Dienst, wo die Gewerkschaften mühsam um Aufmerksamkeit ringen.

 

Die GdL braucht nur ein paar Hundert Lokführer, um Chaos im Schienenverkehr zu erzeugen. Selten zuvor hat eine berufsständische Organisation ihre Machtposition so ausgenutzt - allenfalls die Lufthansa-Piloten und die GdL selbst, die 2008 nach einer quälenden Auseinandersetzung einen eigenständigen Tarifvertrag bei der Deutschen Bahn erzwang. Klar ist also, dass die Lokführer einen langen Atem haben.

Kein Einigungswille

Im Kern verlangt die GdL einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Mitglieder - auch bei den Privatbahnen. Weil sie diese allein nicht in die Knie zwingen kann und dort auch weniger öffentlichen Schrecken verbreiten würde, nimmt sie die Deutsche Bahn sozusagen in Geiselhaft. Dies dürfte durch den Ausstieg der privaten Konkurrenz aus den Verhandlungen noch augenfälliger werden. Dass die Arbeitgeber wiederum geschickt agiert hätten, ist nicht erkennbar.

Sie haben ernsthaften Einigungswillen bisher vermissen lassen und stattdessen versucht, die GdL gegen die neue Verkehrsgewerkschaft EVG auszuspielen. So fühlen sich die Lokführer erst recht zum Protest angestachelt. Nun bahnt sich wieder ein langwieriges Trauerspiel an, in dem egoistische Interessen dominieren. Das zieht Zigtausende von Bahnkunden in Mitleidenschaft und diskreditiert darüber hinaus die Idee der Tarifautonomie. Es gibt denen gute Argumente an die Hand, die diese mit Gesetzen einschränken wollen.