Nigerias Präsident Goodluck Jonathan bekommt die Boko-Haram-Sekte nicht in den Griff. Das Land braucht einen neuen Präsidenten und Hilfe von außen, kommentiert Johannes Dieterich.

Johannesburg - Noch vor wenigen Tagen tönte es aus Nigerias Präsidentenamt, dass mit der islamistischen Boko-Haram-Sekte ein Abkommen vereinbart worden sei, auch die Befreiung der entführten Mädchen stehe unmittelbar bevor. Es ist nicht das erste Mal, dass solche Jubelmeldungen verbreitet wurden, die sich anschließend als falsch erwiesen. Auch jetzt haben die blutrünstigen Sektenmitglieder mit einem Anschlag klar gemacht, dass sie an einen Waffenstillstand nicht denken – auch die Mädchen seien längst zwangsverheiratet worden, heißt es.

 

Als Erklärung für das Dauer-Fiasko des Präsidenten gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder Goodluck Jonathan will dem Treiben der Terroristen keinen Einhalt gebieten – oder er kann es nicht. Trifft ersteres zu, was keinesfalls ganz ausgeschlossen ist, spielt auch der Präsident ein mörderisches Spiel, um dem ihm feindlich gesinnten Norden des Landes zu schaden. Dann muss er vor den Kadi. Kann er aber nicht, dann sollte Jonathan sofort die Kandidatur für seine Wiederwahl zurückziehen. Denn einen Präsidenten, der bei der Befriedung seines Landes so gründlich versagt, kann sich Nigeria nicht leisten. In jedem Fall hat das Land zumindest beratende Hilfe aus dem Ausland nötig: Nicht einmal die Ebola-Epidemie hat bis heute so viele Opfer gekostet wie Boko Haram.