Das Geschäft mit ausländischen Patienten unter Zuhilfenahme von Vermittlern findet in einer Grauzone statt. In diesem Fall müssten die Handelnden streng kontrolliert werden, fordert StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Der Medizintourismus in Deutschland wird gerne in schillernden Farben beschrieben: Russische Oligarchen und arabische Scheichs schweben mit ihrem Gefolge ein, beglücken Hotels, Läden und Autohäuser während ihres Aufenthalts in einer Klinik, in der sie den Chefärzten üppige Honorare bezahlen und die defizitären Häuser sanieren helfen. In Stuttgart sieht das allerdings anders aus, auch wenn die Spitzenkräfte im Klinikum und Rathaus seit Jahren alles schönrechnen und -reden. Tatsächlich ist es so, dass das Vorgehen der Internationalen Abteilung (IU) seit 2014 eher geeignet sein dürfte, das Klinikum stärker zu verschulden und den guten Ruf zu ruinieren.

 

Zweifel sind erlaubt

Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da die beauftragten Anwälte sowie Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung noch am Sichten sind, weiß auch noch niemand, ob in den guten Zeiten der Gewinn nach Recht und Gesetz erwirtschaftet worden ist und ob Patientenrechte gewahrt und Gebührengrundsätze beachtet wurden. Zweifel sind jedenfalls erlaubt. Zudem lässt allein der Umstand, dass sich mitunter Kliniken verbotswidrig ausländische Patienten gegen Provision von Unternehmen vermitteln lassen, deren Seriosität niemand prüfen kann (und keine Institution in Land und Bund prüfen will), die Alarmglocken läuten. Bei diesen Geschäften, das zeigen Beispiele im Land, ist oft der Patient der Dumme und – ganz nebenbei – der Korruption und Kumpanei Tür und Tor geöffnet.

Umso wichtiger sind eine perfekte Dokumentation und vollständige Transparenz – also genau das Gegenteil von der Taktik, die im Klinikum befolgt wurde. Dem ehemaligen Direktor und dem in arabischen Botschaften stets kräftig netzwerkenden Leiter der Internationalen Abteilung hat jedenfalls niemand auf die Finger geschaut. Allerdings hat sich die Abteilung IU wohl auch so erfolgreich abgeschottet, als handele es sich um eine Isolierstation. Das muss sich ändern. Den Krankenhausausschuss durch einen kompetenten Verwaltungsrat zu ersetzen ist kein Fehler.