Das Stuttgarter Musikfest ist nach drei Wochen zu Ende: Die Bachakademie kann mit ihrem Festival zufrieden sein, kommentiert Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Auf dem Programmheft zum Abschlusskonzert des Stuttgarter Musikfestes am Sonntagabend in der Liederhalle stand die laufende Nummer 71. Summa summarum sind es sogar weit über achtzig Veranstaltungen, die in den vergangenen drei Wochen unter dem Festivalmotto "Wasser" zu erleben waren. Die veranstaltende Bachakademie kann mit den Zahlen zufrieden sein: Gezählt wurden insgesamt rund 29.000 Besucher; die Auslastungsquote ist auf 73 Prozent gestiegen.

 

Vor zwei Jahren ging die Bachakademie mit dem Musikfest neu an den Start. Zum einen lautete das Ziel, aus dem Vorgängerprojekt, dem schon vom Titel her eher nobel ausgerichteten Europäischen Musikfest mit seinen Zentren Liederhalle und Stiftskirche, ein bunteres, breiter ausgerichtetes Musikereignis in der ganzen Stadt zu machen. Zum anderen aber ging es auch darum, die Arbeit der Bachakademie selbst zu öffnen, ein neues Publikum für sich zu interessieren, ohne das über Jahre hinweg gewachsene Stammpublikum zu vergraulen.

Das alles gehörte zum Programm des Bachakademie-Intendanten Christian Lorenz - und vieles davon funktioniert schon sehr ordentlich. Auf dem Musikfest war manch illustrer Name aus der großen Kulturwelt zu erleben, aber daneben auch die vielen guten Stuttgarter Ensembles. Sicher, über den Sinn der bisherigen Festivalmotti "Licht", "Nacht" und "Wasser", über den Sinn von Festivalüberschriften generell kann man trefflich streiten. Aber können solche inhaltlichen Wegweiser nicht schlicht eine Hilfe für all jene sein, die sich sonst in der Fülle des Konzertlebens nur schwer zurechtfinden würden?

Der Grund ist gut gelegt

Das stärkste Pfund des Musikfestes ist aber zweifellos seine Öffnung zur Stadt hin. Es gab viele schöne Expeditionen zu überraschenden Konzertorten wie dem Theaterschiff, den Wasserspeichern, den Stadtbrunnen oder zu später Stunde in die Mineralbäder. Man ahnt, wie viel organisatorische Arbeit hinter solchen Projekten steckt. Doch gerade an solche Orte ist eben auch jenes Publikum zu locken, das den Weg nur schwer in die Liederhalle finden würde oder gar in irgendein Abonnementsbüro.

Wenn es einen Punkt gibt, der bei der weiteren Planung des Musikfestes zu bedenken ist, dann seine Länge: Drei Wochen sind eine lange Strecke. Ob die vielen Ideen und Thesen, auf zwei Wochen fixiert, womöglich noch größere Ausstrahlung entwickeln? Ob die Konzentration des Publikums so vielleicht noch größer wird? Doch wer solche Fragen zu bedenken hat, der ist schon beim Feinjustieren. Der Grund des Stuttgarter Musikfestes ist jedenfalls nach drei ersten Durchläufen gut gelegt.