Auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) führt offenbar ein Eigenleben. Der Sumpf in den deutschen Geheimdiensten ist tiefer als vermutet, kommentiert StZ-Redakteur Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Die Existenz eines „Nationalsozialistischen Untergrunds“ in Deutschland ist an sich schon ein Skandal. Das gilt erst recht für die späte, eher zufällige Enttarnung dieser rechtsextremistischen Terrorgruppe und ihrer Bluttaten. Doch damit nicht genug. Die Aufklärung dieser unsäglichen Geschichte des Versagens und des schieren Unvermögens diverser Sicherheitsbehörden offenbart ständig neue Skandale. Das hat den Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes bereits den Job gekostet. Er wird nicht der Letzte sein, der in diesem Sumpf versinkt.

 

Nach der haarsträubenden Aktenverschnipselung beim Verfassungsschutz wird jetzt bekannt, dass auch der Militärische Abschirmdienst Dokumente vernichtet hat. Sie deuten darauf hin, dass Uwe Mundlos, ein Mitglied des braunen Killer-Trios, während seiner Wehrdienstzeit als Spitzel angeworben werden sollte. Nicht diese Absicht ist skandalös, sondern die dreiste Vertuschungsaktion, für die letztlich der Verteidigungsminister die politische Verantwortung trägt. Was muss eigentlich noch geschehen, bevor unsere Nachrichtendienste sich an die Grundprinzipien des Rechtsstaats halten? Eine Agententruppe innerhalb der Bundeswehr, die sich wie ein Abschirmdienst in eigener Sache aufführt, ist nicht zu dulden. Weitere Konsequenzen sind unausweichlich.