Kommentar zum Staatstheater Schaffenskrise

Das Provisorium am Stuttgarter Staatstheater geht weiter. Die Rechnung dafür ist offen. Ein Kommentar von Kultur-Chef Tim Schleider.
Stuttgart - Viele Jahre lang verzögerten Stadt und Land die dringend nötige Generalsanierung der Gebäude des Staatstheaters am Eckensee, weil man sich nicht auf die Kosten einigen konnte. Auch die Stuttgarter Zeitung forderte immer wieder, das Unausweichliche nicht länger hinauszuschieben. Wenn man geahnt hätte, was allein im ersten Sanierungsabschnitt an Zumutungen auf die Schauspielsparte schon zugekommen ist und noch zukommen wird, wären auch wir vielleicht zurückhaltender gewesen.
Zunächst verzögerte sich die Heimkehr ins Schauspielhaus um ein halbes Jahr. Dann war von nötigen Nachbesserungen in der Sommerpause die Rede. Nun stellen die Theaterleute und die Verantwortlichen von Stadt und Land ein Maß technischer Mängel im eigentlich sanierten Haus fest, das ein weiteres, monatelanges Provisorium notwendig machen wird. Kein Zweifel: die Intendanten werden all das planen, die Schauspieler werden es richten, das Stuttgarter Publikum wird auch diesmal seinem Haus die Treue halten und mitziehen – aber behaupte bitte niemand irgendwann einmal, der Kulturbetrieb sei ideenlos und unflexibel.
Leid tut es einem aber gerade auch um Hasko Weber. Seit 2005 ist er Schauspielintendant in Stuttgart, hat seiner Bühne viele Impulse gegeben und sie zu hoher Qualität geführt. Die kommende Saison ist seine Abschiedsspielzeit; danach wechselt er nach Weimar. Wollen wir hoffen, das Publikum lastet nicht ihm und seinem Team an, was ganz offensichtlich an anderer Stelle verbockt wurde. Ob die Politiker die Verantwortlichen für die Misere wohl irgendwann einmal beim Namen nennen?
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