Die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ist von Anfang an Murks gewesen. Durch eigenwillige Nachträge wirde der Plan nicht besser, meint Renate Allgöwer.

Stuttgart - Die Koalition ist auf dem besten Weg ihre eigenes Projekt „zwei Geschwindigkeiten zum Abitur“ selbst zu sabotieren und zu pervertieren, ehe es überhaupt begonnen hat. Es ist kein Geheimnis, dass die Grünen den Versuch überhaupt nicht wollen, dass aber die SPD darauf bestanden hat – immerhin haben die Genossen vor der Wahl neunjährige Gymnasialzüge versprochen. Man kann am Sinn des auf 44 Schulen beschränkten Projekts mit Fug und Recht zweifeln. Vermutlich wäre es tatsächlich sinnvoller, die achtjährigen Gymnasien zu belassen und dort bessere Förderung zu schaffen.

 

Man darf nicht plötzlich die Teilnahmebedingungen ändern

Nun steht aber der Kabinettsbeschluss und es kann nicht sein, dass das Vorhaben durch nachträgliche Zusätze und Interpretationen hintertrieben wird, weil es einer der beteiligten Parteien nicht passt.

Der Versuch ist beschlossen und nun müssen die Städte, die daran teilnehmen wollen, auch die Chance dazu bekommen. Es geht gar nicht, eine Woche vor Bewerbungsschluss die Teilnahmebedingungen zu ändern ohne die Interessenten zu informieren. Das ganze Vorhaben steht – wie so viele andere auf dem Bildungssektor – unter einem enormen Zeitdruck. Das führt zu Ungenauigkeiten und Irritationen. Ende März melden die Eltern ihre Viertklässler an weiterführenden Schulen an. Dann sollten sie wenigstens wissen, was an welcher Schule geboten wird.