Der Streit ist beigelegt, doch US-Kunden werden gegenüber deutschen bevorzugt, kommentiert unser Redakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - In letzter Minute hat VW in Amerika den Durchbruch zur Bewältigung der größten Krise der Unternehmensgeschichte geschafft. Viel zu spät hat Konzernchef Matthias Müller die Brisanz des Abgas-Skandals auf der anderen Seite des Atlantiks erkannt und die Suche nach einer Lösung zur Chefsache gemacht. Erst kurz vor dem Ablauf des vom kalifornischen Richter Charles Breyer gesetzten Ultimatums wurden nun Eckpunkte für eine Beilegung des Streits mit der US-Umweltbehörde EPA und den Anwälten verärgerter Autokäufer vereinbart. Damit wird das Ausmaß des Schadens für VW zumindest in Umrissen kalkulierbar, wenngleich die Höhe der Strafzahlungen wegen des Verstoßes gegen das Umweltrecht noch unbekannt sind. Diese dürften zwar schmerzhaft sein, werden den größten europäischen Autokonzern jedoch nicht in die Pleite treiben.

 

VW kann nun wohl Sammelklagen verärgerter US-Kunden abwenden, indem ihnen Geld für eine außergerichtliche Einigung angeboten wird. Die Wolfsburger haben dafür den Staranwalt Kenneth Feinberg gewinnen können, der ein gutes Händchen dafür hat. Es ist allerdings ungerecht, dass amerikanische Kunden deutlich großzügiger entschädigt werden sollen als die deutschen. Ausgerechnet die VW-Fahrer im Heimatland des Konzerns können sich nun als Kunden zweiter Klasse fühlen.