Noch bis 2015 müssen Fernbusreisende in Stuttgart mit den Interimsterminals in Obertürkheim und Zuffenhausen auskommen. Doch Experten erwarten von der Liberalisierung der Branche einen Boom – in Stuttgart sind deshalb Engpässe zu erwarten, kommentiert StZ-Mitarbeiter Cedric Rehman.

Stuttgart - So ist das mit den besten Plänen. Am Ende kommt einer und wirft sie über den Haufen. In diesem Fall ist die Bundespolitik der Übeltäter. Als der ZOB am Hauptbahnhof 2010 schließen musste, war für die Lokalpolitik nicht absehbar, dass das Fernbusgewerbe drei Jahre später vor einer Zeitenwende stehen würde. Es schien vertretbar, dass das in Deutschland wenig verbreitete Reisen mit dem Fernbus bis 2015 in Stuttgart nur von zwei Ersatzbahnhöfen aus möglich sein sollte. Doch vom 1. Januar an werden Fernbusse in Deutschland beliebter denn je sein. Denn Busfahrten etwa von Stuttgart nach Berlin werden dank der Freigabe der Linien durch den Bund im Vergleich zur Bahn unschlagbar günstig sein. Gerade in den kommenden Monaten werden viele neue Anbieter mit besonderen Sparangeboten Appetit machen wollen.

 

Es ist kein Grund erkennbar, warum gerade die Stuttgarter gegen solche Verlockungen immun sein sollten. Die Stadt glaubt dennoch, dass die begrenzten Kapazitäten an den Interimsbahnhöfen, Liberalisierung hin oder her, noch für zwei Jahre ausreichen. Unternehmen, die jetzt schon in den Startlöchern sitzen und an Konzepten basteln, könnten so an den Realitäten in der Landeshauptstadt scheitern. Der Platz für alle dürfte an den vorhandenen Interimsbahnhöfen zu eng werden, wenn der Wettbewerb erfolgreich ist. Außerdem ist der Anschluss an den öffentlichen Verkehr gerade für auswärtige Kunden nicht optimal.

Wenn die Stadt also ein junges Gewerbe mit Erfolgsaussichten unterstützen und vielen Bürgern günstiges Reisen ermöglichen will, sollte sie ausloten, ob der neue ZOB nicht schneller kommen oder ein zentral gelegener Ersatz für zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden kann.