Mit dem Versprechen, E-Mails besser zu verschlüsseln, will die Deutsche Telekom ihr Image polieren. Was sie als Innovation präsentiert, hätte schon längst der Standard sein können, meint StZ-Redakteur Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Die Deutsche Telekom hat das Thema E-Mail-Sicherheit als Werbeargument entdeckt – und das ist immerhin ein Fortschritt. Aber warum war dafür der NSA-Datenskandal nötig? Aus unternehmerischer Perspektive ist die Antwort einfach: Den Millionen E-Mail-Nutzern war das Thema bisher nicht wichtig genug, als dass man sich auf dem Markt damit hätte profilieren können.

 

Dass das Angebot nun im Schatten von Edward Snowden so schnell aus dem Hut gezaubert werden konnte, hat einen einfachen Grund: Aus technischer Sicht hat die Telekom nur alten Wein in neue Schläuche gefüllt. Das nötige Sicherheitsprotokoll gibt es schon lange. Nicht nur die Nutzer eines Telekom-Mailkontos können sich schon heute mit ein paar Klicks für eine Verschlüsselung vom Anwender zum Datenzentrum entscheiden. Neu ist, dass die Telekom nun auch auf dem gesamten Weg zum Empfänger die Verschlüsselung garantieren will, allerdings erst einmal nur zwischen den Servern der an der Initiative beteiligten Unternehmen. Die Telekom ist hier kein Vorreiter – sie setzt nur nach anderen Unternehmen endlich einen Standard um, der schon lange gefordert wird,

Die von der Telekom angebotene Verschlüsselung ist sozusagen die Schmalspurversion der staatlich zertifizierten, kostenpflichtigen De-Mail, welche die Telekom seit 2012 anbietet und die sich – vor Snowden – bisher nicht recht durchgesetzt hat. Nun gibt es eine schlichtere Variante gratis. Für die Verbraucher ist das ein Fortschritt. Doch auch künftig werden Mails unverschlüsselt auf den Servern zwischengelagert und erst bei der Weiterleitung wieder codiert. Die Telekom verspricht nur, dass die Daten der Mails auf deutschem Boden und in besonders sicheren Rechenzentren gelagert würden. Dem mag man glauben oder nicht: eine perfekte Absicherung gegen Abhörmaßnahmen und Datenklau ist das jedenfalls nicht.

Um die Mails auf ihrem gesamten Weg zu schützen, müssten die Nutzer schon zusätzlich eigene Verschlüsselungsprogramme nutzen. Ob das auch dann passiert, wenn die Öffentlichkeit des Themas Datenschutz müde ist? So bleibt das Fazit: der Vorstoß der Telekom geht in die richtige Richtung. Aber für den wegen des Themas Netzneutralität jüngst in die Defensive geratenen Bonner Konzern dient er zur Imagepflege – wie es die im Zeitalter globaler Kommunikation alberne Überschrift „E-Mail made in Germany“ ja nahelegt.