Lewis Hamilton hat nichts anbrennen lassen und sich die Formel-1-Krone gesichert. Der StZ-Reporter Dominik Igneée erklärt, warum der WM-Titel verdient ist.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Abu Dhabi - Für Lewis Hamilton lag der Ball auf dem Elfmeterpunkt, er musste ihn nur noch verwandeln. Nach 2008 wurde er zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister und beendete damit seine sechsjährige Durststrecke. Nun befindet er sich gleichauf mit Fernando Alonso und hat sich aus der Riege der Einmal-Weltmeister verabschiedet. Nur Sebastian Vettel ist mit vier Titeln unter den aktuellen Fahrern erfolgreicher als die beiden.

 

Vettel war es, der Alonso und Hamilton wertvolle Jahre raubte – mit vier Red-Bull-Titeln in Serie. Dank seines überlegenen Mercedes beendete Hamilton den blauen Fluch, der ihm zusetzte. Er holte den WM-Titel vor allem dank seiner Klasse. So hielt er sich in der zweiten Saisonphase mit Siegen am Fließband den tapfer kämpfenden Mercedes-Rivalen vom Leib. Gegen Nico Rosberg hätte er noch alles verlieren können, doch er ließ sich nicht mehr dazwischenfunken. Auch Rosbergs Versuche, ihn nervös zu machen, änderte nichts daran.

Der Formel-1-Technokrat Rosberg, bei dem die Technik im Finale nicht mitspielte, zeigte über die Saison gesehen das schwächere Nervenkostüm als der Instinktfahrer Hamilton. In Spa schlitze der Deutsche den Reifen des Briten auf – von da an wendete sich das Blatt. Hamilton eilte von Sieg zu Sieg, Rosberg fuhr oft nur hinterher. Der gebürtige Wiesbadener hielt auch in Monza dem Druck nicht wirklich stand, als er sich in Führung liegend unnötig verbremste und dem Gegner so den Vortritt ließ.

Nico Rosberg hat sich lange auf Augenhöhe befunden, auch das mit 11:7 gewonnene Qualifying-Duell spricht für sein Können. Doch im Rennen legte Lewis Hamilton immer noch etwas drauf und sorgte für den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen einem großen Champion und einem guten Fahrer. Rosberg hat sich lange gewehrt – doch der talentierte, ehrgeizige Engländer hat den Elfmeter im Stile eines Weltmeisters verwandelt. Er hat sich den Titel redlich verdient. Der Formel-1-Saison 2015 bleibt aber zu wünschen, dass – so packend das Mercedes-Duell war – auch andere Autos wieder um den Titel mitfahren. Das hätten sich die Fans verdient.