Die Bilanz der Immobilienprivatisierung in Deutschland ist ernüchternd. Investoren geht es um Rendite, nicht um Sozialverträglichkeit. Nach der Fusion von Deutsche Annington und Gagfah müssen den Versprechungen Taten folgen, schreibt Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Mehr als zwei Millionen deutsche Wohnungen wurden in den letzten anderthalb Jahrzehnten in großen Paketen zumeist aus staatlichem Besitz an Finanzinvestoren verkauft. Manche wechselten seither schon mehrfach den Besitzer – wie nun auch die Bestände der Gagfah, einer einst gemeinnützigen und bundeseigenen Berliner Wohnungsgesellschaft. Die Immobiliendeals war für viele Spekulanten ein prima Geschäft. Mieter- und Sozialverbände dagegen sahen ihre Befürchtungen bestätigt. Der Ausverkauf des staatlichen Tafelsilbers brachte die erwarteten Nachteile, denn die neuen Eigentümer wollen vor allem schnelle und hohe Renditen und sind an behutsamer, nachhaltiger Entwicklung von Wohnungsbeständen und Stadtvierteln meist herzlich wenig interessiert. Daran ändern auch Sozialchartas und andere Zusatzverträge nicht viel, denn meist gibt es Schlupflöcher.

 

Die Bilanz fällt daher wenig erfreulich aus. Die meist ausländischen Käufer seien bei ihren Gastspielen meist nur aufs schnelle Geld aus, ohne große Rücksicht auf die sozialen Folgen ihres rigorosen Gewinnstrebens, bilanzierte der Deutsche Mieterbund richtigerweise schon vor Jahren. Die gesetzlichen Spielräume für Mieterhöhungen, Luxussanierungen und Wohnungsverkäufe wurden genutzt, oft genug zu Lasten alteingesessener Mieter. Allein in Berlin schnappten sich Finanzinvestoren in kurzer Zeit mehr als 140 000 Quartiere. Die Mieten sind inzwischen fast flächendeckend deutlich gestiegen, in gefragten Vierteln sogar förmlich explodiert. Bezahlbarer Wohnraum ist immer schwerer zu finden.

Gleichzeitig melden Immobilienkonzerne immer höhere Gewinne. Der Wohnungsmarkt droht auch in anderen Städten aus dem Ruder zu laufen. Kein Wunder, dass das Vertrauen der Bürger in die Versprechen mancher Unternehmen und Politiker massiv gesunken ist. Wer wie der Marktführer Deutsche Annington Hunderttausende Wohnungen verwaltet und bald für mehr als eine Million Bundesbürger ein Dach über dem Kopf bietet, muss dieser Verantwortung auch gerecht werden. Dabei sind Taten und nicht bloß große Worte gefragt.