Die gesunkene Inflationsrate ist in erster Linie auf niedrige Mineralölpreise zurückzuführen. Davon profitieren Autofahrer und Reisende. Für die Konsumenten ist das eine gute Nachricht, meint StZ-Redakteur Roland Pichler.

Berlin - Eine Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet: Nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben viele Experten eine starke Inflation vorhergesagt. Dieses Szenario, von dem sich auch Kapitalanleger leiten ließen, ist nicht eingetreten. Es ist zwar wahrscheinlich, dass die extreme Niedrigzinspolitik der Notenbanken eines Tages doch noch zu höheren Inflationsraten führen wird. Die Tatsache, dass die Zentralbanken den Banken das billige Geld geradezu aufdrängen, kann auf Dauer nicht folgenlos bleiben. Dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) gegenwärtig aber dennoch nicht über höhere Verbraucherpreise Sorgen macht, sondern ihre Maßnahmen gegen einen generellen Preisverfalls richtet, hat einen einfachen Grund: Nach wie vor verläuft die Erholung der Weltwirtschaft äußerst zaghaft. Die konjunkturellen Aussichten für die USA und Europa sind in diesem Jahr zwar günstiger, aber von einem Boom ist die Weltwirtschaft noch weit entfernt.

 

Weil die Fabriken der Industrie und die Büros der Dienstleistungsbetriebe nicht ausgelastet sind, besteht zurzeit kaum Gefahr, dass Unternehmen an der Preisschraube drehen. Gerade in Südeuropa kämpfen die Betriebe mit schwachen Absatzmärkten. Das dämpft die Inflationserwartungen. Gleichzeitig erwarten die Konjunkturforscher für dieses Jahr zumindest eine Verbesserung. Dies wiederum macht einen Preisverfall unwahrscheinlich. Im Gegenteil: in einzelnen Bereichen wie dem Wohnungsmarkt ziehen die Preise eher an. Bei einer Deflation kommt es zu großen Beeinträchtigungen des Wirtschaftslebens, weil sich Verbraucher und Investoren in Erwartung sinkender Preise mit Käufen zurückhalten.

Die gesunkene Inflationsrate ist in erster Linie auf niedrige Mineralölpreise zurückzuführen. Davon profitieren Autofahrer und Reisende. Für die Konsumenten ist das eine gute Nachricht, zumal der milde Winter die Heizkosten zusätzlich dämpft. Das sind zumindest für das laufende Jahr günstige Vorzeichen.