Nach einem halben Jahr lässt Martin Kaufmann seinen Worten erstes Handeln folgen. Doch das kann nur der Anfang sein.

Leonberg - Von vielen Erwartungen wurde Martin Kaufmann begleitet, als er vor genau einem halben Jahr sein neues Amt angetreten hatte. Erwartungen, die der OB-Kandidat während des Wahlkampfes weitgehend selbst entfacht hatte: „Frische Ideen“ für Leonberg hatte der Bewerber versprochen. Nach erfolgreich bestandener Wahl klang das Motto schon etwas staatstragender: „Bewährtes neu denken.“

 

Sechs Monate später gibt es zu ihm unterschiedliche Meinungen. Die Sitzungen des Gemeinderates, so konstatieren fast alle Mitglieder, sind kompakter geworden. Das klingt gut, doch manche Stadträte vermissen die analytische Schärfe des alten Oberbürgermeisters, die freilich Zeit gekostet hatte. Kaufmann hingegen drängt auf zügige Entscheidungen, was wiederum jene begrüßen, die mit den mitunter professoral anmutenden Ausführungen Bernhard Schulers wenig anfangen konnten.

Kein früher Coup

Wer inhaltlich auf einen frühen Coup des neuen Verwaltungschefs spekuliert hatte, der sieht sich enttäuscht. Außer dem Beschluss für die 15 Millionen Euro teure Sanierung des Leobads ist nicht viel geschehen. Eine für das Frühjahr geplante Nahverkehrs-Klausur des Gemeinderates wurde kurzfristig abgesagt. Auch eine Strategie, um der Dauerschulden Herr zu werden, ist noch nicht in Sicht. Und die angekündigte Übernahme der Feuerwehr ins OB-Dezernat blieb bisher ebenfalls aus.

Doch rechtzeitig bevor die Nachfragen nach den Neuerungen für ihn hätten unangenehm werden können, lässt Martin Kaufmann erste Weichenstellungen erkennen. Besonders beim brisanten Thema Verkehr. Er macht sich den Wunsch der mit einem 50-Prozent-Vertrag ausgestatteten Höfinger Ortsvorsteherin nach einer Vollzeitstelle zunutze, und ernennt sie zur Koordinatorin eines neuen Mobilitätskonzepts; ein Posten, den es in der Form bisher nicht gegeben hat.

Keine Angst vor der Autolobby

Bärbel Sauer hat in einer ähnlichen Funktion beim Landratsamt in Ludwigsburg wichtige Erfahrungen gemacht. Der Wunsch nach buchstäblich neuen Wegen scheint bei ihr so ausgeprägt zu sein, dass sie selbst den Konflikt mit der Autolobby nicht scheut und forsch auf teure Parkgebühren in anderen Städten hinweist. Dass der OB die Position in seinem direkten Umfeld ansiedelt, legt nahe, dass er es ernst meint mit einer neuen Leo-Mobilität.

Doch dies ist zwar eine zentrale, aber längst nicht die einzige Baustelle. Weiter offen ist etwa die Frage, wie der Einzelhandel gestärkt werden kann. Tatsächlich mit einem Citymanager? Oder hat Kaufmann ein anderes As im Ärmel? In seinem zweiten Halbjahr sollte er inhaltlich nachlegen.