Kommt Oskar – oder kommt er nicht? Die Krise der Linken könnte in eine offene Feldschlacht münden, meint StZ-Autor Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Das Durcheinander in der Linkspartei nimmt nach den verheerenden Wahlniederlagen von Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein groteske Züge an. Da wird es bereits als normal hingenommen, wenn nun auch der zweite Co-Vorsitzende nach Gesine Lötzsch von der Fahne geht. Klaus Ernst kündigt seinen Rückzug freilich verklausuliert an, denn er verbindet seine Zukunft an der Parteispitze mit der Bereitschaft von Oskar Lafontaine, Anfang Juni auf den Vorsitz zurückzukehren. Wenn Ernst bisher noch irgendeinen ernsthaften Führungsanspruch hatte, so hat er diesen jetzt vollends aufgegeben. Offensichtlich wird, dass er sich lediglich als Platzhalter für den Saarländer sieht.

 

Tiefer Graben zwischen Ost und West

Nur falls Lafontaine absagt, will Ernst erneut antreten, um den ostdeutschen Pragmatiker Dietmar Bartsch noch zu verhindern – auch dies sagt viel über den Graben zwischen Ost und West aus. Nun droht sogar eine Feldschlacht. Erstmals fordert zum Beispiel der baden-württembergische Landesverband offen die Rückkehr von Lafontaine. Demnach ringen die verfeindeten Lager gerade um jeden Zentimeter Bodengewinn. Der „Napoleon von der Saar“ würde die Führung am liebsten nach seinem Gusto neu aufstellen. Eine Kampfkandidatur auf dem Parteitag hingegen will er partout vermeiden – sie könnte im Fall einer Niederlage sein politisches Aus bringen.