Es wird Zeit, dass die Stadt sich dem zugeparkten Seitenstreifen an der Weinsteige annimmt, schreibt unsere Autorin Frederike Poggel.      

Stuttgart - Das Panorama ist herrlich, aber die Fahrt mit dem Rad die Weinsteige hinauf eine Qual. Das liegt weniger an den steilen Kurven, die sich vom Kessel bis nach Degerloch schrauben, sondern am Weg selbst.

 

Alle paar Meter muss abgesattelt und auf die Straße ausgewichen werden, weil an der Seite nicht mal genug Platz bleibt, um das Rad zwischen Zaun und parkenden Fahrzeugen und mit Werbung zugeklebten, riesigen Anhängern vorbeizuschieben - vom Fahren einmal ganz zu schweigen. Dann schnell, bevor sich das nächste hupende Auto von hinten nähert, geht es wieder zurück auf das Trottoir. Bis zum nächsten Hindernis.

Dass die Stadt jetzt Abhilfe schaffen will, ist löblich - und es ist höchste Zeit dafür. Lange hat es die Verwaltung versäumt, das Radwegenetz auszubauen. Allenfalls hier und da wurden auf ein paar Metern Radsymbole auf den Asphalt gepinselt, eher der Statistik zuliebe: Flickschusterei im besten Sinne. Dabei dürften Strecken wie die Weinsteige spätestens dann noch attraktiver für Zweiradfahrer werden, wenn die Deutsche Bahn leihweise Pedelecs mit Elektromotor zur Verfügung stellt.

Thema ist vier Jahre unangetastet geblieben

Deswegen ist es nur recht, wenn die Stadt jetzt strenger gegen die abgestellten Werbeflächen vorgehen will, die ein Vorbeikommen fast überall unmöglich machen. Darüber hinaus verschandeln sie das Stadtbild an einer der schönsten Panoramarouten Stuttgarts, an der oft verloren wirkende Touristen haltmachen.

Ob die Werbeanhänger nun wegen einer Lücke in der Straßenverkehrsordnung legal am Seitenstreifen stehen oder nicht - es ist bemerkenswert, dass das Thema so viele Jahre unangetastet geblieben ist. Zumal in anderen Fällen rigide durchgegriffen wird: jeder Falschparker, der zu weit in einer Kurve oder zu nah an einer Einfahrt steht, hängt im Nu am Abschlepphaken.