Die Wahl stärkt die regionsfreundlichen Kräfte. Das ist auch gut für den Stuttgarter Oberbürgermeister und Regionalrat Fritz Kuhn, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Wer in politischen Lagern denkt, dem wird das sich am späten Sonntagabend abzeichnende Ergebnis der Regionalwahl wie ein echtes Nullsummenspiel mit der Unbekannten AfD vorkommen. Im bürgerlichen Block können sich die Christdemokraten über deutliche Zuwächse freuen, dagegen muss die FDP Federn lassen. SPD und Grüne verharren etwa auf dem Niveau von 2009. Doch dieses Lagerdenken bestimmt die Regionalpolitik nur bedingt. Bewertet man das Ergebnis regionalpolitisch, dann sind die Kräfte, die sich eine offensiver agierende Region wünschen, also CDU, SPD und Grüne, unterm Strich gestärkt, während das Gewicht derjenigen, die wie Freie Wähler und FDP der Region engere Grenzen setzen wollen, abgenommen hat.

 

Das ist eine gute Voraussetzung dafür, dass sich 20 Jahre nach der Gründung des Verbands Region Stuttgart endlich wieder eine Aufbruchstimmung bildet, die ein höheres Ziel hat als die Bewältigung der regionalen Alltagsprobleme. Damit der Zug Region Fahrt aufnimmt, muss das Motto des Verbands „Kräfte bündeln“ mehr als bisher in die Tat umgesetzt werden – in der Regionalversammlung, aber auch in den Kreis- und Gemeinderäten. Der Einzug vieler Rathauschefs und Kommunalpolitiker ins Regionalparlament könnte dies erleichtern.

Entscheidend wird dabei sein, ob es dem grünen Regionalrat namens Fritz Kuhn gelingt, die von ihm selbst angestrebte und von vielen gewünschte regionale Führungsrolle auszufüllen. Formal wäre das das Amt des Regionalpräsidenten, das aber wieder die stärkste Fraktion beanspruchen wird, also die CDU. So wird sich der Stuttgarter Oberbürgermeister und Regionalrat Kuhn vor allem informell als Führungsfigur profilieren müssen – gewissermaßen als Brückenbauer auf regionaler Ebene. Das wird ein anspruchsvoller Spagat, aber anders als sein verbandskritischer Vorgänger Schuster könnte Kuhn im Verein mit anderen ein regionalpolitischer Aufbruch gelingen. Nötig wäre es. Und das Ergebnis der Wahl macht es möglich.