Totalüberwachung und Datenklau drohen nicht durch die Schulranzen-App, die in Ludwigsburg getestet werden soll, so Rafael Binkowski in seinem Kommentar. Die Probleme liegen woanders.

Ludwigsburg - Nein, mit der „Schutzranzen“-App der Wolfsburger Firma Coodriver droht nicht der direkte Marsch in den Überwachungsstaat wie in George Orwells Novelle „1984“. Mit jedem Smartphone hinterlassen Schüler und Eltern jetzt schon eine Datenspur im Netz, die so breit ist wie eine vierspurige Autobahn. Google und Apple wissen längst, wo sich wer aufhält und welche Wege er wählt.

 

Da ist eine weitere App sicher nicht der entscheidende Schritt. Niemand wird zur Teilnahme gezwungen und jeder kann entscheiden, welche Funktionen er freischaltet. Wer Angst vor dem großen Datenhack hat, darf auch kein Onlinebanking betreiben oder Waren im Internet bestellen. Die aufgeregte Debatte kreist um die falschen Themen. Das Projekt hat nämlich ganz andere Schwachpunkte.

Die App bietet keine echte Sicherheit

Selbst im idealen Fall werden niemals alle Autofahrer die App auf ihrem Smartphone installiert haben. In der Testphase ist die Wahrscheinlichkeit sogar verschwindend gering, dass ein Kind mit Peilsender auf einen Autofahrer mit der Schutzranzen-App trifft. Welche Erkenntnisse lassen sich dann daraus wirklich ziehen? Echte Sicherheit bietet das Projekt also nicht. So schön die Idee ist – im Alltag wird sie nicht funktionieren. Darin liegt das eigentliche Problem des Pilotversuchs.