Anstelle von weiterer Eskalation sind nun Signale der Zurückhaltung gefragt, kommentiert StZ-Redakteur Christian Gottschalk die neuesten Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es gibt ja nicht nur diesen Riss, der durch die Ukraine geht, Ost gegen West. Es gibt auch diesen Spalt, der auf der einen Seite die USA und Europa positioniert und Russland auf der anderen. Oftmals schwer zu erkennen sind die Verwerfungen innerhalb der jeweiligen Lager. Da stehen auf jeder Seite die Hardliner gegen die Nachgiebigen. Diejenigen, die sich vor lauter Kraft auf die Brust hauen, und andere, die lieber einen Schritt nach hinten weichen, auch wenn sie sich im Recht wähnen. Es wird in der nächsten Zeit immer wichtiger, dass die Stimmen der Vernunft die Oberhand behalten. In der Ukraine hat sich die Spirale der Gewalt gefährlich weit gedreht. Wenn nun die Nato ihre Truppen im Osten erweitert, nimmt die Gefahr auch noch an anderer Stelle zu.

 

Statt immer weiter auf der Klaviatur der Eskalation zu spielen, ist es höchste Zeit, Signale der Zurückhaltung zu senden. Das gilt für alle Seiten. Egal, wer zu Beginn des Konfliktes welche Fehler gemacht hat, nun geht es nicht mehr um das Vorhalten der Vergangenheit, sondern um eine konstruktive Lösung für die Zukunft. Wenn Deutschland erklärt, ein Schiff mit 45 Mann in die Ostsee zu schicken, dann gleicht das trotz der kraftvollen Nato-Rhetorik eher einer ausgestreckten Hand. Nun muss sich im Kreml jemand durchsetzen, der bereit ist, diese Hand zu ergreifen.