Die Beschäftigten der Warenhauskette Karstadt haben ein Recht darauf, rasch über den Kurs des neuen Investoren René Benko aufgeklärt zu werden, findet StZ-Redakteur Thomas Thieme.

Essen - Noch immer weiß niemand so genau, wo die Reise hingeht. Nach dem Einstieg des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko bei Karstadt ist die Ungewissheit innerhalb der Belegschaft nicht gewichen. Im ersten Moment deutete vor einer Woche manches auf eine Zerschlagung der Warenhauskette hin, vor der die Gewerkschaften schon lange warnen: Der millionenschwere Käufer, dessen steile Karriere nicht frei von juristischen Schönheitsflecken ist, sichert sich die Filetstücke der angeschlagenen Kaufhauskette – der Rest geht vor die Hunde.

 

Doch diesem Eindruck haben Benko und der bisherige Mehrheitseigentümer Nicolas Berggruen von vornherein versucht entgegenzuwirken. Dafür gebührt den beiden Männern zunächst einmal Respekt. Karstadt wird mit 300 Millionen Euro nicht nur kurzfristig am Leben gehalten, sondern auch modernisiert und auf eine Zukunft vorbereitet – so lautete ihre erste Botschaft, die es nun rasch mit Inhalten zu füllen gilt. Wie sieht diese Zukunft des Traditionsunternehmens aus, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1881 zurückreichen? Das zu erfahren, darauf haben bundesweit mehr als 20 000 Mitarbeiter ein Recht. Bleiben die drei Sparten (Premium, Karstadt Sport und Karstadt) operativ in einer Hand? Wird das zugesagte Geld investiert, um das bisherige Netz an Warenhäusern im Ganzen zu erhalten? Oder werden einige Standorte abgeschrieben, um im Gegenzug andere zu erweitern und somit die Anzahl der Luxushäuser zu erhöhen?

Karstadt-Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz hat nach der gestrigen Tarifrunde erklärt, gerade weil man keinen Stellenabbau wolle, dürften die ersten sichtbaren Erfolge nicht durch die Mehrbelastung des Flächentarifvertrages gefährdet werden. Dieser Satz soll die Arbeitnehmervertreter unter Druck setzen, zur Klärung ihrer berechtigten Fragen dient er nicht. Das Duo Benko/Berggruen muss nun den Weg vorgeben, sonst ist die keimende Zuversicht der Mitarbeiter schnell wieder dahin.