Conny Conrad lebt Leben im Spagat. Seit 40 Jahren arbeitet er beim Landeskriminalamt und ist zudem leidenschaftlicher Musiker, hat mehr als 1300 Titel komponiert, ist auf 121 CDs vertreten.

Bad Cannstatt - Ich bin als Musiker geboren und werde als Musiker sterben.“ Bereits mit vier Jahren lernte Conny Conrad Gitarre spielen. Eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr losließ. Ein Leben ohne Musik ist für den mittlerweile 59-Jährigen nicht vorstellbar. Er träumte von der Karriere als Gitarrist, wollte mit einem Schulfreund in die USA. Sein Vater war Polizist. Der junge Conny wusste also, was diese Arbeit bedeutet, wie wichtig und sinnvoll sie ist. Als er Abitur in Künzelsau machte – Hauptfach war natürlich Musik – dominierte die RAF die Schlagzeilen. „Damals wurden 60 Kriminalanwärter eingestellt – ich war einer davon.“ Denn ihm war klar, dass nur von der Musik zu leben, mit vielen Einschränkungen verbunden ist. „Und ich wollte mich nicht einschränken. Talent und Können allein garantieren keinen Erfolg.“ Er konnte in seiner Freizeit das tun, was er wollte, ohne kommerziell davon abhängig zu sein. „Ich kenne Musiker, die in ihren Job leiden.“ Seine Zeit beim Landeskriminalamt in Bad Cannstatt sitzt er „nicht blöd ab. Es ist ein intensiver Job, der Spaß macht.“ Anders würde es gar nicht gehen.

 

Konzeptalbum zum 60. Geburtstag

Inzwischen seit 40 Jahren. Zum Dienstjubiläum des Ersten Hauptkommissars kommt im September dieses Jahres auch sein 60. Geburtstag. Vor 40 Jahren hat Conrad auch seine erste Single und vor 30 Jahren sein erstes Album veröffentlicht. Wenn das kein Grund zu feiern ist. Was liegt für Conny Conrad näher, dies musikalisch zu tun? Das Jubiläumswerk heißt „The world anthem“, ist ein Konzeptalbum, das in den letzten fünf Jahren komponiert, getextet, eingespielt und aufgenommen wurde und zu dem sich der musizierende Kommissar reichlich Unterstützung ins Boot geholt hat. Unter anderem Ralf Scheepers, Stimme und Frontman von Primal Fear, Simone Rossetti, Sänger der italienischen Rockband The Watch, auf deren Album Steve Hackett (Ex-Genesis) mitwirkte, Mike Andersson, schwedischer Ausnahmesänger, Bianca Rosa Klever, Powerstimme aus Remscheid, Aminjana Cortes und Rashella.

Sein Faible für Melodie und Ohrwürmer aber auch für nicht-gewöhnliche Gitarrenfiguren hört man dem Album mit 16 Titeln und einer Gesamtlänge von 77 Minuten an. Conrad scheint eine unerschöpfliche Quelle an Ideen zu haben. „Wenn ich eine Melodie im Kopf habe und sie über Nacht nicht vergesse, arbeite ich weiter daran." Der Multiinstrumentalist, Texter und Musikproduzent hat mehr als 1300 Kompositionen aufzuweisen und ist auf 121 zum Teil weltweit veröffentlichter Tonträger in einer Auflage von 2,5 Millionen vertreten. Er hat unter anderem das Finale des Deutschen Komponistenwettbewerbs Internationale Poptrophäe 2002 und den Deutschen Rock- und Pop Preis 2016 gewonnen.

Dem Beruf treu geblieben

Trotzdem ist er seinem Beruf immer treu geblieben. „Es war die richtige Entscheidung.“ Auch wenn es eine Gratwanderung darstellt und emotional teilweise schwer zu verkraften ist. Conrad war in der Soko Kujau und der Soko Hammermörder, machte eine Ausbildung zum Programmierer und ist seitdem Informations-Sicherheitsbeauftragter. Die Arbeit im IT-Bereich sei auch für die Musik gut. Conrad ist eher Einzelkämpfer. Er hatte zwar auch mit Dark Ocean eine englische Rockband, bei der er der einzige Deutsche war, die fünf Alben veröffentlichte, national und international unterwegs war, unter anderem im Vorprogramm von Barclay James Harvest. Aber persönlich und beruflich war mehr nicht leistbar. Also arbeitet der musikalische Autodidakt („Ich brauche keine Noten“) lieber allein in seinem Studio am Rand des Schwarzwaldes, wo er zwischenzeitlich wohnt. In Bad Cannstatt gab es immer mal wieder Probleme mit den Nachbarn. Seine Frau Sylvana, die als Immobilienmaklerin arbeitet, stieß auf das Haus, das sie jetzt „ihr Paradies“ nennen. „Würde meine Frau nicht mitziehen, wäre alles nicht möglich“, ist er ihr dankbar. Denn seine Leidenschaft für die Musik ist zeitintensiv. Zeit wird er ab dem kommenden Jahr mehr haben. Denn im Frühjahr 2019 geht Conny Conrad in den Ruhestand. „Dann lebe ich nur noch für die Musik.“