Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten sind beim renommiertesten Lokaljournalistenpreis erfolgreich. Rafael Binkowski wird für seine Osmanen-Recherche ausgezeichnet, Jan-Georg Plavec, der Webentwickler Christian Frommeld und das Ressort Multimediale Reportage für den Feinstaubradar.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Schon am Mittwochabend war durchgesickert, dass Rafael Binkowski beim Deutschen Lokaljournalistenpreis ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen würde. Doch so recht mochte der stellvertretende Leiter der Ludwigsburger Redaktion von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten noch nicht daran glauben. Am Donnerstagnachmittag aber war es dann offiziell. In einer Pressemitteilung ließ die Konrad-Adenauer-Stiftung als Ausloberin wissen, dass Binkowskis langwierige und gefährliche Recherche über den Boxclub der Osmanen und einen blutigen Rockerkrieg in Stuttgart und Ludwigsburg tatsächlich mit dem „Oscar“ unter den Lokaljournalistenpreisen bedacht wurde. Das Lob der Fachjury hätte überschwänglicher nicht ausfallen können. Ihr Urteil: „eine mutige, überragende journalistische Leistung und ein beeindruckendes Beispiel für den Wert der Pressefreiheit“.

 

Erfolgreich unter 400 Bewerbungen bundesweit

Gekrönt wurde der Erfolg für die Gemeinschaftsredaktion von StZ und StN dadurch, dass in der Kategorie „Datenjournalismus“ ein weiterer Preis für das crossmediale Projekt „Feinstaubradar“ hinzu kam. Das federführend von Jan Georg Plavec und Christian Frommeld betreute Projekt sei „Big Data“ im Lokalen, hieß es. Insgesamt waren bei der Konrad-Adenauer-Stiftung mehr als 400 Bewerbungen eingegangen. Der Preis wird seit 1980 vergeben und gilt als wichtigster Medienpreis im Bereich des Lokaljournalismus. Die Kriterien seien anspruchsvoll, betont die KAS. In die Auswahl kämen überhaupt nur Zeitungen, die bürgernahe Konzepte umsetzen, schwierige Themen aufgreifen, sich zum Anwalt der Leser machen oder engagierten Service bieten. Umso größer war die Freude bei den Chefredakteuren Joachim Dorfs für die StZ und Christoph Reisinger für die StN, die von einem „überragenden Ergebnis“ für ihre vor zwei Jahren geschmiedete Gemeinschaftsredaktion sprachen.

Gefährliche Recherche im kriminellen Milieu

Rafael Binkowski erhält die Auszeichnung für eine investigative Recherche in einem hochkriminellen Milieu. Seit 2016 tobt in der Region Stuttgart ein Bandenkrieg zwischen dem türkischen Boxklub Osmanen Germania und der kurdischen Organisation Bahoz um die Gebietshoheit, um die Vorherrschaft über die Türsteher- und Drogenszene und um die Ehre. Es gab Aufmärsche, Messerstecherein, Schusswechsel auf offener Straße – für Außenstehende aber war diese Szene kaum zugänglich. Bereits 2016 hat sich der Autor in die Materie eingearbeitet und von Mitte 2017 an ein halbes Jahr lang auch im Untergrund dem Phänomen nachgespürt. Durch Hintergrundgespräche mit ehemaligen Mitgliedern und Ermittlern sowie intensiven Beobachtungen gelang es ihm schließlich, in zahlreichen großen Beiträgen die starke, gewaltbereite und hoch politisierte Szene auszuleuchten und zu analysieren. Die Berichterstattung, blieb nicht ohne Folgen: Polizei und Staatsanwaltschaft wurden aktiv, führende Köpfe beider Gruppierungen verhaftet und vor Gericht gestellt.

Auch Zeitungen aus Waiblingen und Pforzheim erfolgreich

Für die unabhängige Jury war dies allemal Platz eins Wert. Der zweite Platz ging an die „Pforzheimer Zeitung“. Mit weiteren Preisen bedacht wurden der „Tölzer Kurier“ (Kategorie Kommunalpolitik), die „Main-Post“ (Wächteramt), die „Kieler Nachrichten“ (Recherche), die „Nordwest-Zeitung“ (Wirtschaft), der „Nordkurier“ (Gesellschaft), der „Zeitungsverlag Waiblingen“ (Inklusion), der „Weser-Kurier“ (Gesundheit), die „Allgemeine Zeitung Mainz“ und die „Badische Zeitung“ (jeweils für Volontärsprojekte).