Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Laplana ärgert es, dass nach all den Jahren plötzlich sein Akzent, seine Herkunft eine Rolle spielen. Und dass er und all die anderen „Kontinentalen“ auf einmal für alles verantwortlich gemacht würden – für die Probleme des Landes, für die Krise des NHS. Was ihn angesichts des Personalmangels im Gesundheitssystem verwundert, ist die Naivität vieler Einheimischer, die sich von Abgrenzung gegenüber dem Kontinent die Lösung aller Probleme versprechen. „Die letzten zehn Jahre über war der NHS schon ganz auf die Europäer angewiesen“, sagt Laplana. „Jetzt beginnen sie auszubleiben, weil Premierministerin May ihnen zu verstehen gibt, dass sie hier nicht mehr willkommen sind. Kollegen von mir bereiten die Abreise vor.“

 

Laplana fühlt sich „betrogen“. Seinerzeit habe man ihn geradezu gedrängt, nach Großbritannien zu kommen: „Sie haben verzweifelt nach Pflegern gesucht. Sie haben mir gesagt, ich könne hier arbeiten, ich könne mich hier ansiedeln, ich könnte mir meinen Traum erfüllen.“ Plötzlich wandelt sich der Traum in einen Albtraum: „Die spielen mit meinem Leben.“

Forscher sehen ihre Arbeit gefährdet

Auch Alexandrine Kantor plagt die Ungewissheit. Die 29-Jährige kommt aus Straßburg und arbeitet seit drei Jahren nahe Oxford, an einem Atomenergieprojekt. „Es geht um die nächste Generation von Atomkraftwerken, um Atomenergie-Gewinnung ohne Schädigung der Umwelt, um etwas, was im Einklang steht mit der Pariser Umweltvereinbarung. Aber leider ist das alles nun in Gefahr.“ Denn diese Arbeit an der Front technologischer Entwicklung wird getragen von Euratom, der europäischen Atombehörde. Und die Regierung May hat klargemacht, dass ihr Land im Zuge des Brexits auch aus Euratom ausscheiden soll. „Von dieser Ungewissheit sind wir alle betroffen.“ Zahlreiche Wissenschaftler vom Kontinent sind an dem Projekt beteiligt. Der bevorstehende Brexit hat die Forschung auf der Insel in Schwierigkeiten gebracht.