Nicht die Club-Kontrollen sind das Problem, sondern die veralteten Maßstäbe der Stadt, meint StZ-Redakteur Ingmar Volkmann.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das Stuttgarter Nachtleben ist in den vergangenen Wochen in Misskredit geraten. Von untragbaren Zuständen ist die Rede, manche Klagen klingen wie ein Frontbericht aus einem Krisengebiet. Diese Zustandsbeschreibung ist mitunter peinlich und manchmal sogar ärgerlich. Sicherlich gibt es in der Stuttgarter Innenstadt einige Ecken, die nachts nicht ganz so friedlich sind wie der Kurpark von Bad Herrenalb. Entgegen anderslautender Gerüchte kann man die Theodor-Heuss-Straße aber nach wie vor ohne Personenschützer betreten.

 

Gerade mit der Partymeile haben sich die Tourismusexperten in ihrem Marketingdeutsch gerne gebrüstet. Die Stadt hatte bei der Vergabe von Konzessionen viele Bars als Clubs geduldet. Dieser Kuschelkurs ist anscheinend jetzt vorbei. Dabei sind die Maßstäbe, die hier von Seiten der Verwaltung angelegt werden, nicht mehr zeitgemäß. Nicht nur die Übergänge der DJs sind fließend, sondern auch die zwischen Bar und Club. Mancher Barbetreiber müsste eigentlich den ersten Gast, der mit dem Fuß zuckt, rausschmeißen.

So betätigen sich Polizisten seit den jüngsten Kontrollen als Fotografen: Tanzende Gäste werden nicht mehr von Partyportalen, sondern von der Polizei fotografiert, weil die Stadtoberen nicht wissen, was sie wollen. Wenn auf der einen Seite Stuttgart kein Kleinheppach sein soll, sondern eine Großstadt, dann muss man andererseits ein ansprechendes Nachtleben aber nicht nur dulden, sondern fördern.