Diese puritanische Besorgnis ist freilich nicht neu. Schon 1959 fuhr das „Time Magazine“ im März nach Florida, um einen investigativen Bericht über das damals neue Phänomen Spring Break zu schreiben. „Beer and the Beach“ hieß der Text, in dem ein Student gestand: „Wir trinken hier den ganzen Tag.“ In den siebziger Jahren war Spring Break bereits zur Massenmigration gen Süden mutiert. Mehr als 300 000 Studenten fluteten etwa Fort Lauderdale und verwandelten den Ort in eine einzige Party. Schon damals waren die Sitten an den Frühlingsstränden in jeder Hinsicht entgleist. Dutzende von Dokumentarfilmen in den Siebzigern und Achtzigern zeigten junge Mädchen, die sich in Florida hemmungslos betrinken, tätowieren lassen und männlichen Kommilitonen – oder schlimmer: örtlichen Taugenichtsen – hingeben.

 

Natürlich hatten alle diese Filme neben dem aufklärerischen Anspruch auch einen deutlich voyeuristischen Unterton. Streifen wie „Spring Break Uncensored“ waren nichts anderes als der amerikanische „Schulmädchenreport“. Zu den „Girls gone wild“-Videos der Neunziger, die den aufklärerischen Anspruch komplett wegfallen ließen, war es nur noch ein kleiner Schritt.

Der Film ist eher ein Horrorfilm als eine Komödie

Der Vorwurf an „Spring Breakers“, kaum mehr als eine 90-Minuten-Version von „Girls gone wild“ zu sein, wird allerdings Korine nicht gerecht. Der interessiert sich nämlich vielmehr dafür, was das Spring-Break-Phänomen über den Zustand der amerikanischen Gesellschaft aussagt. Das Ergebnis ist, wie Manohla Dargis in der „New York Times“ schreibt, „eher ein Horrorfilm als eine Komödie“.

Korines Realismus kann ihm zwar, wenn man Böses will, als Voyeurismus ausgelegt werden, er dient aber unmissverständlich vor allem dazu, sein kulturkritisches Argument zu unterstreichen. In Korines Film ist Spring Break keine Verirrung. Es ist vielmehr die Verwirklichung des amerikanischen Traums oder wenigstens dessen, was daraus geworden ist: ein Dauerzustand der hedonistischen Bedröhnung. St. Petersburg ist für die vier Hauptfiguren – weiße Teenagerinnen aus eigentlich gutem Haus – das Paradies, für den Zuschauer wird es im Verlauf des Films zum Albtraum. Zu jenem Albtraum, zu dem das Versprechen der permanenten, sofortigen Befriedigung aller Gelüste wird, jenem diabolischen Versprechen des Konsumkapitalismus, wenn es denn eingelöst wird.

Schon vor Jahrzehnten gab es Filme über Spring Break

Diese puritanische Besorgnis ist freilich nicht neu. Schon 1959 fuhr das „Time Magazine“ im März nach Florida, um einen investigativen Bericht über das damals neue Phänomen Spring Break zu schreiben. „Beer and the Beach“ hieß der Text, in dem ein Student gestand: „Wir trinken hier den ganzen Tag.“ In den siebziger Jahren war Spring Break bereits zur Massenmigration gen Süden mutiert. Mehr als 300 000 Studenten fluteten etwa Fort Lauderdale und verwandelten den Ort in eine einzige Party. Schon damals waren die Sitten an den Frühlingsstränden in jeder Hinsicht entgleist. Dutzende von Dokumentarfilmen in den Siebzigern und Achtzigern zeigten junge Mädchen, die sich in Florida hemmungslos betrinken, tätowieren lassen und männlichen Kommilitonen – oder schlimmer: örtlichen Taugenichtsen – hingeben.

Natürlich hatten alle diese Filme neben dem aufklärerischen Anspruch auch einen deutlich voyeuristischen Unterton. Streifen wie „Spring Break Uncensored“ waren nichts anderes als der amerikanische „Schulmädchenreport“. Zu den „Girls gone wild“-Videos der Neunziger, die den aufklärerischen Anspruch komplett wegfallen ließen, war es nur noch ein kleiner Schritt.

Der Film ist eher ein Horrorfilm als eine Komödie

Der Vorwurf an „Spring Breakers“, kaum mehr als eine 90-Minuten-Version von „Girls gone wild“ zu sein, wird allerdings Korine nicht gerecht. Der interessiert sich nämlich vielmehr dafür, was das Spring-Break-Phänomen über den Zustand der amerikanischen Gesellschaft aussagt. Das Ergebnis ist, wie Manohla Dargis in der „New York Times“ schreibt, „eher ein Horrorfilm als eine Komödie“.

Korines Realismus kann ihm zwar, wenn man Böses will, als Voyeurismus ausgelegt werden, er dient aber unmissverständlich vor allem dazu, sein kulturkritisches Argument zu unterstreichen. In Korines Film ist Spring Break keine Verirrung. Es ist vielmehr die Verwirklichung des amerikanischen Traums oder wenigstens dessen, was daraus geworden ist: ein Dauerzustand der hedonistischen Bedröhnung. St. Petersburg ist für die vier Hauptfiguren – weiße Teenagerinnen aus eigentlich gutem Haus – das Paradies, für den Zuschauer wird es im Verlauf des Films zum Albtraum. Zu jenem Albtraum, zu dem das Versprechen der permanenten, sofortigen Befriedigung aller Gelüste wird, jenem diabolischen Versprechen des Konsumkapitalismus, wenn es denn eingelöst wird.

Der Film startet am 21. März in den deutschen Kinos. Es spielen: Selena Gomez, Vanessa Hudgens und James Franco.