Frank Gehring sollte neuen Wind in den Bauhof von Korntal-Münchingen bringen. Das soll ihm anfänglich auch gelungen sein. Doch nun ist er von Montag an freigestellt. Der Gemeinderat fällte die Entscheidung in nicht öffentlicher Sitzung dem vernehmen nach mehrheitlich.

Korntal-Münchingen - Nach anderthalb Jahren sucht die Stadt Korntal-Münchingen einen neuen Bauhofleiter: Frank Gehring muss seinen Posten räumen. Der Gemeinderat hat unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen, sich von seinem Bauhofchef zu trennen. Zu zahlreich waren offenbar die Verfehlungen des 56-Jährigen, zu massiv die Vorwürfe, die die Verwaltung ihm macht. Der Bürgermeister Joachim Wolf bestätigt die Entscheidung vom Dienstag. „Es hat im Lauf der Monate ernsthafte Vorfälle und Anlässe gegeben, die unerfreulich und aus Sicht des Arbeitgebers inakzeptabel waren. Der Gemeinderat hat deshalb in nicht öffentlicher Sitzung die Freistellung des Bauhofleiters in Zusammenhang mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen beschlossen. Herr Gehring ist von kommenden Montag an freigestellt.“ Zu den Gründen äußert sich der Bürgermeister nicht.

 

Dem Vernehmen nach fasste der Gemeinderat seinen Beschluss mehrheitlich. Gehring bestätigt, am Donnerstag schriftlich darüber informiert worden zu sein. Er will gegen seine Freistellung nun juristisch vorgehen. Er hat einen unbefristeten Vertrag, vergütet nach der Gruppe A 9, vergleichbar mit einem Polizeihauptmeister. Seine Bezüge erhält er weiterhin.

Der Wirtschaftsingenieur mit Schlosserausbildung war im Juli 2012 angetreten, auch um betriebswirtschaftliche Impulse zu geben. Er kam in einer Zeit, in der vielerorts Bauhöfe umstrukturiert wurden und der wirtschaftliche Aspekt an Bedeutung gewann. Der Wirtschaftsingenieur mit Erfahrungen in der freien Wirtschaft und in Münchingen seit Generationen verwurzelt, schien dafür der geeignete Mann. Er hatte das Ohr am Bürger, wusste wie die Verwaltung funktioniert, zumal er bis zu seinem Wechsel acht Jahre lang für die Freien Wähler im Gemeinderat Politik gemacht hatte.

Unbestritten ist wohl, dass Gehring frischen Wind in den Bauhof brachte. Doch er habe seine von der Verwaltung zugewiesenen Kompetenzen überschritten und langjährige Mitarbeiter sowohl in der Verwaltung als auch im Bauhof vor den Kopf gestoßen, so der Vorwurf. Seine Mitarbeiter mussten demnach etwa von heute auf morgen in einem anderen Bereich arbeiten, das sorgte für Unruhe. Gehring hingegen wollte sie nach eigenen Angaben „multifunktional ausbilden“, um so deren Tätigkeit abwechslungsreicher zu gestalten. Dass er im Umgang mit seinen 25 Mitarbeitern nicht immer diplomatisch gewesen sei, weiß er: „Aber ein Bauhof ist ein Handwerksbetrieb, keine Verwaltung.“ Ein Gespräch in Anwesenheit der Gewerkschaft brachte nichts. Eine Vertreterin von Verdi bestätigt das Treffen, nennt aber keine Details.

Im Ort präsentierte sich Gehring als Macher. Anders als seine Vorgänger arbeitete er draußen mit, schnitt Efeu und Rasen, half wie seine Mitarbeiter bei der Gestaltung der Tagesstätten, die neu gebaut wurden. Dass er auch die Sicherheit seiner Mitarbeiter gefährdete, sie etwa ohne Schutzkleidung hantieren ließ, bestreitet er. Unstrittig ist, dass er einem Mann einen Zusatzverdienst angeboten hat: Dieser hatte bei der Ausräumung eines von der Stadt erworbenen Anwesens in Münchingen seine Sozialstunden abgeleistet. Dort gelagerte Metalle, im Eigentum der Stadt und mutmaßlich im Wert von mehreren hundert Euro, verkaufte der Mann, um seinen Verdienst aufzubessern – mit Gehrings gut gemeinter Erlaubnis, aber wohl ohne Wissen der Verwaltung. Auch dies soll zum Votum im Gemeinderat beigetragen haben.