Sie konnten reiten, hatten ein Schwimmbad, bekamen Gitarrenunterricht. Und welches Kind würde nicht mit einem Traktor fahren wollen? Auch der Sechsjährige war begeistert, als der Hausmeister ihm anbot, auf dem roten Traktor mitzufahren. Der Junge durfte auch ans Steuer und lenken, dazu saß er auf dem Schoß des Mannes. „Er hat mich dann betatscht und befummelt und hat versucht, in mich einzudringen. Ich habe Schmerzen gehabt und geweint, dann hat er von mir abgelassen“, erzählt der heute 54-Jährige. Danach bekam der Junge Süßigkeiten: „Gummibärchen hat es immer gegeben.“ Drei- bis viermal im Monat nahm der Mann den Jungen mit zu sich nach Hause. „Dann durfte ich in der Badewanne baden. Das war für uns etwas Besonderes. Aber immer mit ihm zusammen. Ich musste ihn streicheln, Handlungen an ihm vornehmen. Ich habe nie hingeschaut, ich habe es über mich ergehen lassen.“ Der Junge wusste, dass er in de Situation nicht allein war: „Wenn ich nicht dran war, war ein anderer dran.“ Und doch konnte er sich niemandem anvertrauen. „Es hätte mir niemand geglaubt.“ In den Ferien habe er später schuften müssen, er musste das Dach decken des Privathauses, das sich der Heimleiter baute.

 

1966, im Alter von drei, war er nach Korntal gekommen. 13 Jahre hat er dort gelebt. Die Kinder waren zu viert im Zimmer. Wenn er abends im Bett weinte, legte sich manchmal ein älterer Junge zu ihm, um ihn zu trösten. „Das war okay, er hatte ja dasselbe erlebt“, berichtet der Mann. Die Übergriffe hörten auf, als er acht oder neun war. Mit zwölf wurde er dann für andere Zwecke herangezogen. Als Zivis fehlten, wählte der Heimleiter ihn aus, mittags die Essensbehälter aus der Zentralküche zu holen. Der Junge verließ nun eine Stunde eher die Schule – den Unterricht versäumte er; niemand holte den Stoff mit ihm nach.