Die Geschichte der Weihnachtsgurke, oder warum sich Menschen eine Gurke in den Baum hängen?

In Ameika ist es ein Weihnachtsbrauch, den Weihnachtsbaum mit einer Weihnachtsgurke zu behängen. Durch ihre grüne Farbe ist die Gurke im Baum schwer zu entdecken. Derjenige, der die Weihnachtsgurke findet, erhält ein zusätzliches Geschenk. Dem Finder wird viel Glück im kommenden Jahr vorausgesagt. Glasbläsereien in Deutschland bieten heute die Weihnachtsgurke an.

 

Einige Geschichten ranken sich um die Entstehung des Weihnachtsgurkenbrauchs - Die Einlegegurke kommt ursprünglich aus Indien. Seit wann die Gewürzgurken in Europa verzehrt wurden, lässt sich nicht sagen. Milchsauer vergorene Salzgurken wurden schon in der römischen Antike geschätzt. Angeblich habe schon die ägyptische Königin Kleopatra Gurken verzehrt.

In Amerika wird der Weihnachtsgurkenbrauch als alte deutsche Tradition beschrieben. In Deutschland hingegen ist die Weihnachtsgurke noch wenig bekannt. Im Jahr 1909 findet man im Katalog der Lyra Fahrrad-Werke aus dem brandenburgischen Prenzlau im Christbaumschmucksortiment eine Weihnachtsgurke. Ob die in neuerer Zeit auch im deutschsprachigen Raum zu findenden Weihnachtsgurken auf eine fast vergessene lokale deutsche Tradition oder eine Übernahme aus Amerika zurückgehen, ist unklar. Einige Theorien ranken sich um die Entstehung der Weihnachtsgurkentradition:

Deutscher Auswanderer überlebte im Amerikanischen Bürgerkrieg - In Amerika ist der Mythos verbreitet, die Tradition gehe auf den aus Bayern stammenden Auswanderer John C. Lower zurück. Dieser soll im Amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Nordstaaten gedient haben und schließlich nach seiner Gefangennahme 1864 in das Kriegsgefangenenlager Camp Sumter bei Andersonville in Georgia überführt worden sein. Dort soll Lower am Hl. Abend kurz vor dem Hungertod gestanden haben und überlebte nur durch die Barmherzigkeit eines Wärters, der ihm eine Essiggurke gab. Nach Kriegsende soll Lower zu seiner Familie zurückgekehrt sein. In Gedenken an seine Rettung, soll er ab da stets eine Gurke an den Weihnachtsbaum gehängt haben. Belege für die Echtheit dieser Ereignisse gibt es nicht.

Arme-Leute-Baumschmuck im Spreewald - Eine andere Idee hat der Weimarer Glashandwerker Dieter Dressler. In einem Gespräch mit der „New York Times“ sagte er, dass sich die Gurken-Tradition auch darin begründen könne, dass die Menschen im Spreewald, wo Gurken traditionell angebaut werden, einst so arm gewesen waren, dass sie nichts anderes an ihren Bäumen hätten aufhängen können. Auswanderer aus dieser armen Gegend, hätten diese Erinnerung dann im 19. Jahrhundert nach Amerika mitgenommen.

Arme-Leute-Brauch in Deutschland - Eine weitere Theorie besagt, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielen Familien finanziell nicht möglich war, jedem Kind ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Darum soll sich der Brauch mit der Gurke eingebürgert haben. So erhielt nur jenes Kind, welches die Gurke zwischen den Zweigen des Baumes entdeckte, ein kleines Geschenk. Gurken waren günstig, einfach einzulegen und lange haltbar.

Woolworth’s geschickte Verkaufsstrategie - Die wahrscheinlichste von allen ist allerdings, dass es sich bei der Geschichte um eine geschickte Verkaufsstrategie handelte. Bereits in den 1840er-Jahren haben dt. Glasbläser aus Thüringen Dekorationsartikel aus Glas in Form von Früchten, Gemüse und Nüssen gefertigt, u. a. die Gurke. Davon während eines Deutschlandbesuchs angetan, hat F. W. Woolworth (1852-1919) , Gründer der US-amerikanischen Kaufhauskette Woolworth, beschlossen, Glas-Christbaumschmuck nach Amerika zu importieren und in seinen Geschäften zu verkaufen. Woolworth war das erste Unternehmen in Amerika, das 1890 diesen Christbaumschmuck einführte. Damit sich dieser Weihnachtsbaumschmuck besser verkaufen ließ, dachte sich Woolworth die Geschichte einer deutschen Tradition aus. Fertig war die Verkaufsstrategie, die sich in ganz Amerika verbreitete. Dr. Ruth Kappel

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