Haben drei ehemalige Daimler-Mitarbeiter für Firmenaufträge Geschenke angenommen? Laut einem Zeugen ließen sich Daimler-Kollegen auf das Volksfest einladen.

Sindelfingen - Haben sich Daimler-Mitarbeiter im Werk Sindelfingen der Bestechlichkeit schuldig gemacht? Diese Frage soll am Amtsgericht in Böblingen geklärt werden, wo am Donnerstag der Prozess gegen sechs Angeklagte fortgesetzt wurde. Zu den Beschuldigten im Alter zwischen 36

 

und 53 Jahren zählen zwei entlassene Beschäftigte des Autokonzerns sowie vier Mitarbeiter der Firma BHS in Zaberfeld bei Heilbronn. Ein dritter Tatverdächtiger der Firma Daimler, gegen den gesondert verhandelt wird, hat bereits ein Geständnis eingelegt. Die anderen streiten die Vorwürfe ab.

Bei Auftragsvergaben bevorzugt

Ein 34 Jahre alter Daimler-Mitarbeiter berichtete in der Verhandlung als Zeuge, dass die Firma BHS, die im Mercedes-Werk bei Reklamation für die Nacharbeiten sorgt, die Daimler-Kollegen zu einem Volksfestbesuch auf den Cannstatter Wasen eingeladen hat. 40 bis 50 hätten dieses Angebot angenommen, sagte der 34-Jährige. Offenbar hatten die angeklagten Ex-Daimler-Beschäftigten das Unternehmen BHS bei Auftragsvergaben zum bevorzugt.

„Von diesen Einladungen der Partnerfirmen hat es offenbar mehrere gegeben“, erklärte der Vorsitzende Richter Werner Kömpf. Angefallene Rechnungen zwischen 6000 und 8000 Euro seien wirklich kein Pappenstil. Laut der Anklage sollen die drei Daimler-Beschäftigten auch zahlreiche Geschenke im Wert von insgesamt 37 000 Euro erhalten haben, darunter Potenzmittel oder Eintrittskarten zu Spielen des VfB Stuttgart oder für Musicals.

Ein Mitarbeiter der Firma BHS, der als Hauptbelastungszeuge geladen war, soll erst in zwei Wochen gehört erden.