Das kostenlose Internet in der Stuttgarter Stadtmitte funktioniert nicht immer reibungslos und beim Streaming gar nicht. Für Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz ist das Ergebnis von fünf Versuchen ebenso unverständlich wie ärgerlich.

Stuttgart - Schöne neue Internetwelt. Seit einigen Tagen gibt es kostenfreies Internet in der City, was für den surfenden Teil der Menschheit natürlich eine großartige Sache ist. Wir haben das neue Angebot mal ausprobiert.

 

Ortstermin, Schlossplatz, Montag um die Mittagszeit. Hier ist einer der Orte, wo ungestörtes, leistungsstarkes und kostenfreies Surfen garantiert sein soll. Das wurde vor einigen Tagen feierlich von Vertretern der Stadt und von Netzbetreiber Unitymedia mitten auf dem Platz verkündet. Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU) schwärmte am 15. September regelrecht von dem neuen Service-Angebot. Und er betonte dabei: „Wir kommen nicht in die Situation, dass nur drei Nutzer gleichzeitig online sein können und dann nicht mehr reinkommen.“ Gut, dann sollte es ja klappen.

Zunächst läuft auch alles wunderbar, obwohl bei dem prachtvollen Spätsommerwetter viel los ist auf dem Platz. Das Smartphone findet sofort den Wlan Spot von Unitymedia und verbindet sich auch rasch. Blaues Häkchen, alles wird gut. Auch die einmalige Registrierung geht problemlos über die Tastatur, sofern man nicht zwei Stunden Geschäftsbedingungen lesen will, für die man gefühlt 20 Stunden und ein Jurastudium braucht, um sie zu kapieren. Also zweimal Bestätigen und schon kann es los gehen.

Der Verbindungskreis fährt Karussell

Versuch 1: Auf dem Weg zum Schlossplatz hat das Smartphone noch eine Whats-app aus dem mobilen Netz gefischt, mit einem Urlaubsgruß nebst Bild aus dem Süden. Die Antwort „Auch hier ist es schön“ geht ratzfatz mittels Unitymedia auf die Reise. Zwei Häkchen, alles klar. Das Bild vom Schlossplatz im strahlenden Sonnenschein will aber schon nicht mehr raus. Der Verbindungskreis fährt ewig Karussell, dann kommt die Meldung; „Bild kann leider nicht gesendet werden. Das Senden eines anderen Bildes scheitert ebenfalls.“

Versuch 2: Wenn nicht mit Whatsapp, vielleicht klappt es über Facebook? Der Post „Mittag im Städtle“ mit besagtem Bild ploppt tatsächlich in Sekunden durchs Netz und erscheint rasch auf der Seite im Internet. So soll es sein.

Versuch 3: Machen wir es ein wenig datenintensiver. Es ist Zeit für Mittagsnachrichten. Das App der Mediathek des ZDF öffnet sich mühsam, bleibt dann aber hängen. Stattdessen erscheint auf dem Display die Meldung: „Netzwerkfehler, überprüfen sie die Internetverbindung.“ Gerne, aber die steht, das Smartphone ist mit Unitymedia verbunden.

Versuch 4: Gut, wenn TV zu schwierig ist, vielleicht geht Webradio? Auch hier Fehlanzeige, nur die Meldung heißt jetzt: „Es gibt ein Problem mit der Verbindung.“

Dreimal den Standort gewechselt

Versuch 5: Und wie steht es mit der Stuttgarter Zeitung online? Die Datenmengen dürften doch überschaubar sein. Aber auch das scheitert mit der gleichen Fehlermeldung wie beim Radio.

Fazit: Zumindest am Montag zwischen 12 und 14 Uhr war nicht viel los mit dem kostenlosen Wlan in der Stadt. Dabei haben wir mehrfach die Verbindung zu Unitymedia getrennt und wieder neu hochgefahren. Um sicher zu gehen, haben wir auch dreimal den Standort am Schlossplatz gewechselt und zum Vergleich alle Vorgänge von dem gleichen Smartphone auch mit dem mobilen Netz getestet. Da funktionierte alles einwandfrei.

Für Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz ist das Ergebnis ebenso unverständlich wie ärgerlich. Unverständlich, „weil wir bisher noch keine einzige Beschwerde bekommen und die Mitarbeiter die Verbindung auch immer wieder getestet haben“, wie er sagt. Ärgerlich, weil „wir natürlich wollen, dass das Angebot funktioniert“. Auch bei Unitymedia hat der Test für Aufsehen gesorgt. Presssprecher Olaf Winter räumte gegenüber der StZ ein, dass „derzeit tatsächlich Streamingdienste wie Webradio oder Fernsehen über Unitymedia in Stuttgart nicht möglich sind. Teilweise auch aus juristischen Gründen“. Man arbeite aber an einer Lösung. Das Problem mit dem nicht gesendeten Whatsapp-Bild sei allerdings weiter ein Rätsel.