Seit es sie gibt, bastelt die Faschingsgruppe ihre Kostüme selbst – und nutzt dafür hauptsächlich recycelte Materialien. Die buntesten Kostüme haben sie schon kreiert: 2004 schmückten sie sich von oben bis unten mit Plastiktüten. „Da haben wir das ganze Jahr Tüten gesammelt“, sagt Karin Turzer. Ein Kleid aus Malervlies war 2014 Teil des Kostüms. Komplett mit Fetzen aus Stoffresten übersät waren die Lombamenscher 2010. Im Jahr 2013 bestanden die Kostüme aus goldenen Rettungsdecken, die im Notfall vor Hitze oder Kälte schützen.
Parkscheibe, Kaffeesäcke, acht Meter Tüll
Als 2007 alte Parkzähler abgebaut und neue aufgestellt wurden, kam die Idee: „Wir machen eine Parkscheibe als Kostüm“, sagt Karin Turzer. Gesagt, getan. Weiße Hose, blaues Oberteil mit „P“ drauf, auf dem Kopf ein Leitkegel in Orange und Weiß. Fertig.
Zum 30-jährigen Jubiläum im Jahr 2020 liefen die Lombamenscher in Kaffeesäcken auf. Die habe die Gruppe von Bekannten bekommen, die Kaffee rösten. „Sie würden die Säcke normalerweise wegwerfen“, sagt Karin Turzer. So bekamen sie noch ein zweites Leben. Dazu ein Hut in Form einer Kaffeetasse und ganz viele Kaffeekapseln, die über das Jahr gesammelt wurden.
In diesem Jahr, der Fasnetsaison 2024, ist ganz viel Pink und Orange zu sehen. Und jede Menge Tüll. Acht Meter pro Rock, um genau zu sein. Und das fällt auf: Beim Umzug in Ehningen am Sonntag ging ob der bunten Kostüme gar ein Raunen durch die Zuschauermenge. Vielleicht sorgte aber auch die Schnapsspritze für gute Laune, mit der sie ihr Publikum beglückten.
Oftmals werden schon kurz nach dem letzten Umzug der Saison die Kostüme fürs nächste Jahr angegangen. Zumindest die ersten Ideen werden dann gesammelt. Mit der Farbe geht es los, dann folgt das Design für den Hut. Wenn die Idee steht – Karin Turzer ist die Kreative in der Runde – wird ein Prototyp fertiggestellt. Dann treffen sich alle und basteln das Kostüm nach. Das ist meistens schon im Oktober, damit das Outfit auch bis zum Beginn der fünften Jahreszeit fertig wird. Ein oder zwei Treffen lang basteln sie gemeinsam, dann macht jede Zuhause alles fertig. „Es ist schon viel Arbeit“, sagt Karin Turzer. Damit es nicht zu viel Aufwand wird, werden zum Teil schon Materialien vorbereitet und Stoffe vorgeschnitten. Alle dürfen eigene Details einbauen und das Kostüm so gestalten, wie sie möchten. Beim ersten Umzug ist die Spannung dann groß. Was die anderen wohl aus ihrem Kostüm gemacht haben?
Inzwischen sind auch ein paar Lombaseggl dabei
Inzwischen gehören um die 14 Personen zur Gruppe. Und seit einigen Jahren gibt es auch vereinzelte Männer: die Lombaseggl. Auch die basteln ihre Kostüme selbst. Einer von ihnen kümmert sich zudem um die technische Ausstattung in den Kostümen. Denn in den Hüten ist oftmals eine Lichterkette verbaut, damit sie auch schön leuchten.
Recyceln die Lombamenscher wegen der Umwelt? „Auch“, sagt Karin Turzer. Ein Umweltbewusstsein ist schon da, die Gruppe fährt auch immer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Umzügen. Doch es geht ihnen auch um die Kosten. Denn die tragen alle selbst. „Wir tragen das Kostüm ja nur eine Saison“, sagt Karin Turzer. Also müssen die Kosten sich in Grenzen halten. Ein wenig Geld kommt über die verkauften Buttons rein, die sie jedes Jahr passend zum Kostüm entwerfen. Mit dem finanzieren sie dann Schminkfarben oder ihre Webseite.
„Wir wollten nicht jedes Jahr dasselbe Kostüm tragen“, sagt Karin Turzer. Das haben sie wirklich geschafft. Gemeinsam mit Doris Bröhl, die sich für die Gruppe um Organisatorisches kümmert, schaut Karin Turzer Bilder von früheren Kostümen durch. Da kommen Erinnerungen hoch.
Von der Reise nach Frankreich zum Beispiel, wo ein Fischerverein einen Umzug organisiert, der denen an der Fasnet nicht unähnlich ist. Vom Besuch in Köln zum Karnevalsbeginn am 11.11.. Oder davon, wie ihr Plastiktüten-Kostüm im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch ausgestellt wurde. Bei einer Ausstellung über Nachhaltigkeit. Heute könnte man das Kostüm gar nicht mehr herstellen, sagt Doris Bröhl. „Es gibt ja gar keine Plastiktüten mehr.“