Seit Langem strebt das Klinikum der Stadt Stuttgart den Status einer Uniklinik an. Da das Land zusätzliche Medizinstudienplätze schaffen will, hoffte man, endlich zum Zuge zu kommen. Doch die Aussichten haben sich eingetrübt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Es mehren sich die Anzeichen, dass das Klinikum der Stadt Stuttgart den angestrebten Status einer Uniklinik nicht erreichen wird. Neben dem Baden-Badener CDU-Landtagsabgeordneten Tobias Wald hat auch Jürgen Filius, der Sprecher für Hochschulmedizin der Fraktion der Grünen, erkennen lassen, dass die zusätzlichen 150 Medizinstudienplätze an den bestehenden Fakultäten in Heidelberg, Freiburg, Tübingen, Ulm und Mannheim geschaffen werden sollten.

 

Angesichts des sich verschärfenden Ärztemangels plant das Land, die bestehende Kapazität von 1500 Medizinstudienplätzen um zehn Prozent zu erhöhen. Beim Klinikum der Stadt, wo man seit vielen Jahren überlegt, wie man Uniklinik werden könnte, hat man die Chance gesehen, dieses Ziel nun endlich zu erreichen. Mit 2000 Planbetten ist das Klinikum das größte Krankenhaus im Land, man arbeitet in etlichen medizinischen Bereichen heute schon auf Universitätsniveau. Die Waiblinger Unternehmerin Eva Mayr-Stihl, die das Klinikum vielfältig unterstützt, will für das Vorhaben 60 Millionen Euro in zehn Jahresraten einbringen.

Vielstimmig gegen Stuttgart

Doch daraus, so scheint es, wird nichts werden. Für Tobias Wald ist der Fall klar. „Wir brauchen die Ärzte schnell, wir haben einen Ärztemangel“, sagt der Finanzexperten der CDU-Fraktion. Bei einer Anhörung vor einigen Wochen im Stuttgarter Hotel Maritim hätten die fünf Unikliniken deutlich gemacht, „dass sie ohne Weiteres zusätzlich jeweils 30 Studienplätze schon zum Wintersemester anbieten können“, so Wald. Die hohe Qualität und Expertise der fünf Unikliniken sei unstrittig. Wegen 150 zusätzlichen Studienplätzen will der CDU-Abgeordnete keine Kostenrisiken durch neue Standorte eingehen, womit man womöglich auch noch mehr Bürokratie erzeuge. Er vertrete damit keine Einzelposition in seiner Fraktion, betont der Abgeordnete aus Baden-Baden.

Weniger entschieden, aber ähnlich äußert sich Jürgen Filius von den Grünen. Man müsse die Sache noch in der Fraktion diskutieren, so der Sprecher für Hochschulmedizin, aber aus Sicht des Landes könne man die Schaffung der Studienplätze in Stuttgart und Karlsruhe „nicht favorisieren“. Mit Blick auf die sich eintrübende Haushaltslage, auf Effizienz und eine schnelle Umsetzung hält es auch Filius für den „richtigen Weg“, die 150 Plätze in bestehenden Unikliniken zu schaffen. Diese Position vertreten auch Landkreis-, Städte und Gemeindetag sowie die Fachschaften der humanmedizinischen Fakultäten.

Beim Wissenschaftsministerium heißt es nur, sobald das Konzept stehe, werde sich das Kabinett damit befassen. Dies solle noch vor der Sommerferien geschehen.