Bis 2024 investiert der Landkreis über den Klinikverbund Südwest rund 72,5 Millionen Euro in das örtliche Krankenhaus.

Leonberg - Um mehr als 60 Millionen Euro für die Sanierung und grundlegende Umgestaltung des Leonberger Krankenhauses investieren zu können, muss erst für rund neun Millionen Euro geplant werden. Dafür hat der Landkreis über den Klinikverbund Südwest bundesweit renommierte Büros ins Boot genommen. Die haben sich nun vor Ort ein Bild vom gegenwärtigen Zustand gemacht.

 

Der Planungs- und Bauausschuss des Landkreises Böblingen hat Anfang Juli mehrere Beschlüsse für das Krankenhaus Leonberg gefasst. Nach Abschluss des europaweiten Ausschreibeverfahrens wurde die Projektsteuerung für die anstehende Sanierung und Modernisierung am Leonberger Krankenhaus für rund 1,5 Millionen Euro an Thost Projektmanagement vergeben. Den Zuschlag für die Planung der Wasser- und Gasanlagen, der Fernmelde- und Informationstechnik und Gebäudeautomation bekam die Epro-Plan für 3,7 Millionen Euro. Die Planung für Gebäude und Innenräume nimmt die Sweco GmbH für 3,8 Millionen Euro vor. Die Planungsphase wird bis zu 15 Monate betragen.

Die Klinik soll für die Zukunft fit gemacht werden

Dem Geschäftsführer von Sweco Architects, Heinz Mornhinweg, und einem Team von Fachleuten hat der Klinikverbund jetzt die Lage vor Ort vorgestellt. Insgesamt sollen bis 2024 rund 72,5 Millionen Euro verwendet werden, um das Leonberger Krankenhaus für die Zukunft fit und attraktiver zu machen. „Jetzt werden die Ärmel hochgekrempelt, denn das ist eine wichtige Zäsur und ein Bekenntnis zum Standort Leonberg“, kommentierte Landrat Roland Bernhard die Investition.

„Neben der Erneuerung der Gebäudetechnik und des Brandschutzes sieht die Sanierungs mehrere gewichtige Einzelprojekte für das Krankenhaus Leonberg vor“, erläutert der medizinische Geschäftsführer Jörg Noetzel die Pläne des Verbundes. Modernisiert werden fast 15 000 Quadratmeter Nutzfläche. Bereits neu ist die Intensivstation, die Notstromversorgung und auch die Röntgenanlage zur bildgebenden Diagnostik und Behandlung von Gefäßerkrankungen. „Bis 2024 bleiben damit noch gut 10 000 Quadratmeter, die nicht nur für unsere Patienten, sondern auch für die Mitarbeiter zukunftsweisend und attraktiv gestaltet werden müssen “, sagte Noetzel.

Das Haus hat immer gute Dienste getan

„Wir haben eine stabile Substanz vorgefunden und einen architektonisch interessanten Bau“, sagte Mornhinweg. „Trotz Veränderungen – denn nur in einem toten Krankenhaus wird nicht umgebaut – hat das Haus immer gut seinen Dienst getan“, so Stefan Ludes, Berater bei Sweco Architects. Nun heiße es, dieses zukunftsfähig zu machen, „und das ist möglich.“

„Das Krankenhaus muss geänderten Strukturen Rechnung tragen. Ambulante Behandlungen nehmen zu, stationäre dagegen ab“, sagt Michael Sarkar. Als Ärztlicher Direktor laufen bei dem Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie die Anregungen seiner Kollegen zusammen. So werden unter anderem sukzessive der OP-Bereich, die Notfallaufnahme, die Radiologie und die Ambulanzen modernisiert. Der OP-Bereich verbleibt am heutigen Standort im Westbau. Wichtig sei, dass die Sanierung der fünf Operationssäle stufenweise erfolgen kann, um die OP-Kapazitäten auch während des Umbaus zu erhalten.

An heutige Anforderungen angepasst

Damit wird eine optimale Anbindung an die Intensivstation ermöglicht und eine enge funktionale Verbindung zur Notfallaufnahme geschaffen. „Die Bildgebung soll gebündelt und ebenengleich in die Nähe des Schockraumes, dem Herzstück der Notaufnahme, und zum Ambulanzbereich verlegt werden“, erläuterte Sarkar. Die restlichen, bis 2010 noch nicht modernisierten Pflegestationen werden an heutige Anforderungen angepasst, hinzu kommt eine Wahlleistungsstation mit gehobener Ausstattung.

„Die ambulante Notfallpraxis zieht in den Eingangsbereich um, denn kurze, schnelle Wege sind immer unser Ziel“, sagt Sarkar. Das ermögliche eine einfachere Patientenführung zwischen der Notfallpraxis und den Ambulanzen der Klinik. Mit der Modernisierung der Notaufnahme werde langfristig die Erfüllung der stetig steigenden Kriterien in der Notfallversorgung auf bundespolitischer Ebene gesorgt und somit auch die qualitativ hochwertige Versorgung der Region Leonberg, so der Chefarzt.

Der Umbau beginnt mit der Cafeteria

Die erste für die Patienten und die Bürger sichtbare Baustelle wird die am Pavillon der Krankenhaus-Cafeteria sein. Diese erweist sich gegenwärtig zu klein für den täglichen Ansturm von hungrigen und durstigen Patienten und ihrer Besucher.

Deshalb wird der vorgelagerte Pavillon, welcher die Gastronomie beherbergt, neu gestaltet. Mit den Arbeiten begonnen werden soll bereits 2019. Mit einer Grundfläche von aktuell gerade einmal 330 Quadratmetern ist er dem gestiegenen Besucher-, Patienten- und Mitarbeiteraufkommen nicht mehr gewachsen. Mit der geplanten Erweiterung soll die Nutzfläche auf rund 550 Quadratmeter wachsen.

Zahl der ambulant Behandelten ist gestiegen

Die erste sichtbare Baustelle wird der neue Cafeteria-Pavillon sein. Foto: Klinikverbund
Waren es 2008 beispielsweise rund 29 000 ambulante Patienten im Krankenhaus, von denen der eine oder die andere auch einen Abstecher in die Cafeteria machte, ist die Zahl der ambulant Behandelten zehn Jahre später auf knapp 39 000 angestiegen. „Neben der Medizin und Pflege wird daher auch die Gastronomie ein erweitertes, modern gestaltetes und einladendes Raumkonzept erhalten“, erläuterte Michael Hartmann. Er ist Geschäftsbereichsleiter Bau und Technik im Klinikverbund Südwest. Bereits 2019 sollen die Bagger anrollen und dem Krankenhaus eine neue, optische Visitenkarte vermitteln.

Eine weitere Baustelle, die der Umgestaltung des Krankenhauses vorangehen muss, ist der Ersatzneubau der im Haus verorteten Psychosomatik des Zentrums für Psychiatrie Nordschwarzwald (ZfP).

Dafür wird um das Gebäude der neuen Notstromversorgung nördlich des Krankenhauses ein eigenständiger Gebäudekomplex errichtet. So werden im Krankenhaus Flächen frei. Gleichzeitig ist dennoch die Nähe des ZfP zur Akutmedizin gewahrt. Für den Neubau geht man von rund sechs Millionen Euro an Investitionskosten aus. Finanziert wird es vom Land Baden-Württemberg als Träger des Zentrums.