Der Kreis Böblingen ist 40 Jahre alt geworden. Das wird gefeiert, dazu ist extra der Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel angereist, der einst mit dem ersten Landrat Reiner Heeb zusammen die Verwaltungsreform 1973 ausgeheckt hat.

Kreis Böblingen - Als im Jahr 1973 der neue Kreis Böblingen das Licht der Welt erblickt hat, war Willy Brandt noch Kanzler, in der Hitparade lief „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ von Jürgen Marcus. Und der FC Bayern war Meister. Letzteres hat sich nicht geändert, doch der Landkreis ist in der Analyse seines Vorstehers, des Landrats Roland Bernhard, zusammen gewachsen zu einer schlagkräftigen Einheit.

 

Das muss gefeiert werden, und so darf im Böblinger Kongresszentrum der 13-jährige Holzgerlinger Marvin Pecher am Flügel vor 250 Honoratioren die Mozartsonate in B-Dur spielen. Der Flügel stammt aus Spaichingen, so wie auch der Festredner, Erwin Teufel. Doch davon später mehr, zunächst gehört die Bühne voll und ganz dem Kreischef, der von seinen Vorgängern Reiner Heeb und Bernhard Maier flankiert wird. „Hier stehen 40 Jahre Landräte vor Ihnen“, scherzt der aktuelle Amtsinhaber, und zitiert Benjamin Franklin: „Mit 20 regiert der Wille, mit 30 der Verstand, mit 40 das Urteilsvermögen.“

Der Landkreis ist also gescheit geworden, dabei gab es doch etliche Geburtswehen. „LEO muss bleiben“, der Spruch wird immer wieder zitiert, Bernhard spricht von „Schmerzen“, die die Auflösung des alten Kreises erzeugt habe. Der Altlandrat Maier und der Leonberger OB schmunzeln bei diesen Worten, ansonsten mildert die Renaissance des Kennzeichens den Schmerz.

Der Kreis sei nun vital und schlagkräftig, habe 95 Millionen Euro etwa in die Berufsschulen investiert, Schönbuch- und Ammertalbahn reaktiviert und die S 60.

Und dennoch sieht Bernhard riesige Aufgaben. „Der große Kraftakt, ein neues Klinikum auf dem Flugfeld zu bauen, ist eine der schwierigsten Herausforderungen“, bekennt er, und fügt eilig hinzu, dass natürlich auch die Mittelzentren Leonberg und Herrenberg ihre Häuser behalten sollten. Ja, der Landrat erfüllt seine Aufgabe als Botschafter, spricht gar etwas wagemutig angesichts der Ingenieursdichte vom „Swabian Valley“, denn man habe nicht nur Automobile, sondern auch führende IT-Unternehmen bei sich.

Erwin Teufel hat Kultstatus beim Landrat

So übergibt Landrat das Redepult nach seinem Diktum einer „glänzenden, prächtigen Bilanz“ an Erwin Teufel. Nicht, ohne den ehemaligen Ministerpräsidenten als Spiritus Rector der zweiten Verwaltungsreform von 2005 zu preisen: „Er hat unter den Landräten eine Art Kultstatus.“ Kein Wunder, hat Teufel doch alle Ideen von Regionalkreisen begraben und den Landratsämtern 12 000 Landesbedienstete zugeschanzt, in einem Husarenstreich „in Nacht und Nebel“, wie Bernhard meint.

Teufel genießt die Anerkennung sichtlich auf seine alten Tage, und spart nicht mit Lob. Etwa für Reiner Heeb, der vor seiner Landratszeit als Referent im Innenministerium für den jungen Staatssekretär Teufel die Verwaltungsreform umgesetzt habe: „Ich konnte mich immer auf ihn verlassen.“ Oder für den Ex-Staatssekretär Wolfgang Rückert aus Leonberg: „Er hat den Kreisen 2005 nachgewiesen, dass die Reform sie nichts kostet.“

Das freut die Geehrten sichtlich, und Teufel spart nicht mit weiteren Schmeicheleien: „Der Kreis Böblingen spielt eine bedeutende Rolle in der Region, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.“ Wie nicht anders zu erwarten hält der CDU-Politiker die Reformen von 1973 und 2005 für Meisterwerke, die aufeinander aufbauen. „Selbst wer die Gebietsreform von 1973 für gut hielt, musste zugeben, dass eine zweite Reform folgen musste.“ Dies erklärt Teufel nun so ausführlich und mit seiner bekannten Vorliebe für Statistiken („Wir haben 4000 Müllablageplätze geschlossen!“), dass mancher unruhig wird. Erst eine Prise Kritik an der aktuellen Polizeireform und an der EU erfrischt die Geister wieder. Beifall erhält er dennoch viel.

So darf der Herrenberger OB Thomas Sprißler als Vertreter der Kommunen den versöhnlichen Part geben: „Haben sich die Reformen gelohnt? Ein eindeutiges Ja.“ Der Kreis sei zusammengewachsen, ihn mache mehr aus als die Summe der 26 Kommunen und der 371 000 Einwohner. Ein Satz dürfte die nach wie vor bruddelnden Nordkreisler erfreuen: „Die Städte haben dabei ihre Identität erhalten.“