Das Land bezahlt den Kreisen zusätzliche Stellen für die Lebensmittelüberwachung. Das haben die Behörden bitter nötig.

Kreis Ludwigsburg - So ein Gastro-Betrieb wäre ein gefundenes Fressen für die Lebensmittelkontrolleure: Gäbe es einen überregional aktiven Hersteller von Steak Tartar, der vor allem Seniorenheime beliefert – er könnte sich eines regelmäßigen Besuchs der Hygienewächter vom Landratsamt sicher sein. Je größer das Gesundheitsrisiko eines gastronomischen Betriebs, je länger die Transportwege und je empfindlicher die Zielgruppe, desto genauer schauen die Lebensmittelkontrolleure hin.

 

Glücklicherweise sind solche Betriebe eine bloße Konstruktion. Denn die Landratsämter haben bereits mit den real existierenden Risiken in den Gaststätten und bei den Lebensmittellieferanten genug zu tun. Die Ankündigung des baden-württembergischen Verbraucherschutzministers Alexander Bonde (Grüne), mehr Geld für zusätzliche Kontrolleure zur Verfügung zu stellen – acht davon in der Region – , stößt deshalb bei den Stadt- und Landkreisen auf ein positives Echo – auch wenn damit noch längst nicht alle Probleme gelöst sind.

Lob für die Personalaufstockung

Der Ludwigsburger Gesundheitsdezernent im Landratsamt, Thomas Schönauer, hat für die Aufstockung lobende Worte übrig. „In der Opposition haben die Grünen immer bei diesem Thema gebohrt, jetzt haben sie das auch mal wahr gemacht“, sagt der parteipolitisch streng neutrale Amtsarzt. Für Ludwigsburg, immerhin den bevölkerungsstärksten Landkreis in der Region Stuttgart, biete sich nun die Möglichkeit, im kommenden Jahr einen zusätzlichen Kontrolleur einzustellen. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.

Denn mit der Aufstockung um eine auf zwölf Stellen ist der Bedarf noch längst nicht gedeckt, den der Landkreistag ermittelt hat. Für eine regelmäßige Kontrolle aller 7500 Betriebe im Gaststättenwesen des Landkreises wären nämlich eigentlich 20 Stellen nötig – eine Zahl, die auch das Ministerium nicht leugnet. „Wir waren eigentlich nie ausreichend mit Stellen versorgt“, gibt Schönauer zu. Er sehe die zusätzliche Stelle als Versuch des Landes „das langsam auszubügeln“.

Behörde verwaltet den Mangel

Zurzeit bleibe nichts anderes übrig, als die Kontrollen auf besonders risikobehaftete Betriebe zu beschränken. 25 bis 30 Prozent der Betriebe bekämen regelmäßig Besuch von Kontrolleuren. Meist unangemeldet, versteht sich. Und fündig werden die Behördenvertreter dabei durchaus. Bei 638 Betrieben wurden im vergangenen Jahr formelle Verstöße bemängelt. Von den gut 2300 amtlichen Proben wurden knapp 300 von den chemischen und veterinärmedizinischen Untersuchungsbehörden beanstandet. Gut ein Drittel der Proben war nicht korrekt gekennzeichnet.

Wenn die Lebensmittelüberwachung im Kreis Ludwigsburg gekonnt hätte, wie sie laut der Verwaltungsvorschrift des Landes eigentlich müsste, dann hätte es viel mehr Kontrollen gegeben. Statt der knapp 2500 Ortstermine hätten es von Amts wegen eigentlich 6200 sein müssen.

Aber die Personallage entspanne sich im Laufe dieses Jahres noch. Zwei Auszubildende würden 2012 erst fertig, ein Dritter sei im kommenden Jahr voll einsatzfähig. Dann könne die Kontrollquote von derzeit knapp 40 Prozent auf 60 Prozent gesteigert werden, hofft der Gesundheitsdezernent. Trotz des eklatanten Personalmangels kann Thomas Schönauer ruhig schlafen. „Das wichtigste ist, dass wir unsere Risikobetriebe öfter kontrollieren“, sagt der Ludwigsburger Gesundheitsdezernent Schöner. Er sei Realist genug, um die Haushaltslage des Landes nicht zu verkennen. „Vor diesem Hintergrund ist derzeit nicht mehr zu erwarten.“