Die grün-rote Landesregierung lässt Straßen häufiger sanieren. Doch das geht mancherorts auf Kosten der Sicherheit.

Kreis Ludwigsburg - Selbst der Bauleiter ist offenbar nicht ganz im Bilde. „Hier wird demnächst ein Kreisverkehr gebaut“, sagt er einem Mitarbeiter dieser Zeitung. Die Sanierung des Fahrbahnbelags auf der Landesstraße zwischen B 10 und Bahnhof in Vaihingen/Enz sei nur der erste Schritt. Immerhin ließ das Regierungspräsidium bereits Bäume und Büsche roden, um im Juli mit dem Bau eines neuen Kreisels bei der KZ-Gedenkstätte zu beginnen. Doch der Arbeiter irrt. Die Baumaschinen werden nur einen neuen, knapp 400 000 Euro teuren Belag auf die Straße bringen – und dann wieder von dannen ziehen.

 

Zwar ist die Kreuzung vor dem Bahnhofstunnel seit Jahren als Unfallschwerpunkt bekannt. Zwar ist dort im vergangenen Jahr ein Autofahrer bei einem Unfall ums Leben gekommen, weil die Stelle unübersichtlich ist. Besonders viele schwere Unfälle gab es auch im Jahr zuvor: Neun Leichtverletzte und ein Schaden von 311 000 Euro wurden amtlich vermerkt. Zwar hatten der Kreis und die Stadtverwaltung fest damit gerechnet, dass es in diesem Jahr klappt mit dem ersehnten Kreisverkehr. Doch dann kamen ihnen die grün-rote Landesregierung und ihre neuen Prioritäten in die Quere.

„So etwas finde ich einfach schade“

Man habe „neue Schwerpunkte im Haushaltsplan gesetzt“, teilt das baden-württembergische Verkehrsministerium mit. Der Erhalt von Straßen sei wichtiger als Neubauten. Also wurde der Etat für Sanierungen kräftig aufgestockt. Neu gebaut werden darf nur noch, was unter der bisherigen Regierung bereits begonnen wurde.

Gegen den neuen Straßenbelag habe er nichts einzuwenden, beteuert der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch. Dass nun aber dringend nötige Neubauten wie der Kreisverkehr beim Bahnhof nur verschoben würden, weil es politisch nicht opportun sei, hält er für mehr als fragwürdig. „So etwas finde ich einfach schade“, sagt Maisch, „wenn man dort schon baut, hätte man gleich den Unfallschwerpunkt beseitigen können.“

Nicht nur der Vaihinger OB hat in den vergangenen Tagen unerfreuliche Post vom Regierungspräsidium bekommen. „Wir mussten eine Reihe solcher Absagen verschicken“, sagt Clemens Homoth-Kuhs, der Sprecher der für den Straßenbau zuständigen Behörde. Gerne hätte sein Baureferat zwischen Juli und Oktober den Vaihinger Kreisel gebaut. Doch Kreisverkehre seien eben meist knapp eine Million Euro teuer und deshalb wegen der aktuellen politischen Prioritäten nicht finanzierbar.

„Kleinere Umbauten bleiben leider auf der Strecke“

Auch der geplante Kreisel auf der Gerlinger Schillerhöhe sei betroffen. Um die Strecke sicherer zu machen, haben Kreis und Stadtverwaltung elektronische Geschwindigkeitstafeln angebracht. Zudem werde dort neuerdings öfter geblitzt, teilt Andreas Fritz mit, der Pressesprecher des Landratsamts. Von der ursprünglich dort geplanten Ampelanlage als Zwischenlösung ist hingegen keine Rede mehr.

Ebenfalls unter den Tisch gefallen ist unlängst der Kreisverkehr bei der Volksbank in Steinheim. Auch diese Stelle im Ortszentrum sticht seit Jahren in der Unfallstatistik des Landkreises heraus.

Auch dieser Umbau sei fest eingeplant gewesen, beteuert Clemens Homoth-Kuhs. „Aber solche kleineren Umbauten bleiben leider häufig auf der Strecke.“ Die betroffenen Kommunen hätten wohl leider keine andere Wahl, als auf das nächste Haushaltsjahr zu hoffen.